■ Kommentar
: Verdienter Krach

Es leuchtet ein, daß der Umgang mit der Jugend in der SPD ein weites Feld ist. Wie sollte es anders sein in einer Partei, in der die Hoffnungsträger verniedlichend „Enkel“ genannt werden, obwohl sie sich längst jenseits der Fünfzig bewegen. An Bekenntnissen, der Jugend den Weg in der SPD nach ganz oben zu bahnen, mangelt es nicht. Ganz anders aber sieht es aus, wenn Posten zu verteilen sind.

Besonders anschaulich wird dies bei der Besetzung der sicheren Listenplätze für die Bundestagswahl. Da heißt es hinten anstellen und Vorfahrt für die Altgedienten. Auf klaren Kollisionskurs mit der Partei zu gehen, wie es die Jusos tun und ausgerechnet gegen den Landesvorsitzenden Detlef Dzembritzki anzutreten, ist deswegen nur konsequent. Die Kampfkandidatur von Juso-Chef Matthias Linnekugel macht die ganze Misere einer SPD deutlich, wo der jüngste sichere Kandidat – der ehemalige Fraktions- und Parteichef Ditmar Staffelt – achtundvierzig Jahre alt ist.

Gewitzt setzen die Jusos am schwächsten Punkt an. Weithin sind die Genossen nämlich nicht davon überzeugt, daß Dzembritzki der beste Kandidat ist. Die hiesige SPD besinnt sich zur Bundestagswahl vielmehr auf das beliebte Motto für das Europaparlament: „Hast du einen Opa, schick ihn nach Europa“. Mit der Fahrkarte nach Bonn hofft die SPD, den politisch leichtgewichtigen und profillosen Dzembritzki elegant loszuwerden. So von den Jusos aus dem Schatten fragwürdigen Mauschelns hervorgezerrt zu werden, wird den Parteiapparat in Wut versetzen. Verdient aber hat die SPD den anstehenden Krach allemal. Gerd Nowakowski