Mit gezogener Pistole

■ Norderstedt: Polizei mischte Antifas nach der Freilassung gleich wieder auf

Die Situation schien schon bereinigt. Als am Sonntag gegen 18.30 Uhr die letzten vier in Polizeigewahrsam genommenen TeilnehmerInnen einer verbotenen antifaschistischen Demo aus der Norderstedter Polizeiwache entlassen wurden, zerstreuten sich auch die bis dahin vor dem Revier wartenden MitdemonstrantInnen. „In diesem Moment“, so ein Augenzeuge, „bogen zwei Zivilfahnder um die Ecke, stürmten auf die Freigelassenen zu und forderten sie mit gezogener Pistole auf, sich mit erhobenen Händen an eine Wand zu stellen“. Als daraufhin rund vierzig AntifaschistInnen, die gerade den Heimweg angetreten hatten, umkehrten, wurden sie von uniformierten Polizisten in Empfang genommen.

Erneut wurden mehrere DemonstrantInnen von einem Fahnder mit einer Pistole bedroht. Knüppel kamen zum Einsatz, sechs DemonstrantInnen wurden festgenommen. Gegen sie wurden, so Polizeisprecher Horst-Peter Arndt, Strafverfahren wegen Widerstand und Gefangenenbefreiung eingeleitet.

Für den Hamburger Anwalt Ernst Medecke, der den Einsatz beobachtete, ist die späte Eskalation Folge „einer logistischen Panne“. Der Revierleiter habe „erklärt, daß die Aktion der Zivilfahnder nur erfolgte, weil diese nicht informiert waren, daß alle Demonstranten gerade freigelassen worden waren“, berichtet der Jurist. Zudem sei auf Seiten der Polizei auch nach den erneuten Festnahmen „von Gefangenenbefreiung nicht die Rede gewesen“. Medecke: „Das wirkt nachgeschoben, um den Einsatz zu rechtfertigen“. mac