Gehört
: Scheibes Scheibe

■ Zur „Black Rider“-Wiederaufnahme gibt es Mark Scheibes Remix als CD

Wenn von Musicals die Rede ist, denkt man in Bremen zunächst an Großbaustellen und Tourismus-Konzepte aus den 80ern. Ausgerechnet das Grusical „Dr. Jekyll und Mr.Hyde“soll das Ex-Zentralbad und den Ex-„Showpark“am Richtweg wieder auf Kurs bringen. Die Bauarbeiter schütteln heute schon die Köpfe und witzeln über einen untoten Bademeister, der jeden Erfolg in dem Komplex verhindert. Nicht weit entfernt im alten Postamt 5 feierte gestern Abend ein ganz anderes Musical seine Wiederaufnahmepremiere. „Black Rider“, die Freischütz-Adaption von Tom Waits, Illuminaten-Guru Robert Anton Wilson und dem jüngst verstorbenen William S. Burroughs, hat sich in der Inszenierung des Jungen Theaters zum Dauerbrenner entwickelt und wieder Leben in den leerstehendenen Betonklotz am Bahnhof gebracht. Menschen wälzten sich im Torf und brüllten in die Einsamkeit der leeren Halle hinaus. Ein halbverwester Stehgeiger bittet eine verschimmelte Köchin zum „Russian Dance“und eine Band macht ihren Job.

Pianist Mark Scheibe hat die Kompositionen des Stückes mit seiner kleinen, schmutzigen Band neu arrangiert, und der „Soundtrack“ist nun auch als CD auf dem eigens gegründeten Acapulco-Label erschienen.

„Black Rider“ist Musik für Menschen, die morgens aufstehen und ihren Kühlschrank anstarren. Warten bis es draußen endlich dunkel wird. Niemand weiß so davon zu singen wie Tom Waits, und wer sich mit Amerikas beliebtestem Trinker messen will, muß hartgesotten sein. Mit Kettenorgel, Bimmelhandschuh, Nasenflöte, Plastiktüte, Zinkwanne und anderen Instrumenten der Endzeit wurde der düstere Ritt für ein Kammermusikquartett bearbeitet und ohne instrumentale Overdubs eingespielt. Die Aufnahmen fanden auf analogem Material statt, wobei die Sound-Qualität des Vorab-Tapes schon fast als Trance-Remix durchgehen könnte. Das beiliegende Info für den „lieben Musikfreund“ist ein besonderes Stück Prosa für sich. .

Musikalisch mußte sich Herr Scheibe bereits sagen lassen, daß seine Remixes nur unwesentlich von den Original-Fassungen des Herrn Waits abweichen. Divengleich überfiel der gekränkte Pianist daraufhin die taz-Redaktion und verlangte die Herausgabe des Kollegen, der für die Rezension verantwortlich war. Aber derlei Aufregung macht den schmutzigen Job des Kultur-Sortierers erst interessant. StErn

„Black Rider“läuft weiter am 23. November und vom 26. bis zum 30. November (außer Freitag) um 20.30 Uhr im Alten Postamt 5. Die CD erhält man ebendort und beim Jungen Theater unter 700 141