Heimisch, gesichert, motiviert

■ Bremer Exportartikel Kammerphilharmonie mit neuen Plänen

„Wir sind ein Tourneeorchester, und deswegen reden uns einige Veranstalter in die Programmgestaltung rein“, sagt der Stefan Latzko. Und der Geiger der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen fährt fort: „Trotzdem hoffen wir, daß das neue Programm kein Sandwich geworden ist“. Ein bißchen ist es das schon: Das gestern vorgestellte Kammerphilharmonie-Programm für 1998 ist vollkommen „normal“– ein bißchen Moderne, viele klassische Sinfonien und Solokonzerte. Es spielen und dirigieren jedoch die besten der Welt: Margaret Price, Sophie Mautner, Franz Peter Zimmermann, Jukka-Pekka Saraste oder Nancy Argenta. Aber was will man machen, wenn die Nennung von Arnold Schönberg „nach wie vor Zusammenbrüche“bewirkt. Und so schiebt das Orchesterkollektiv seine Lieblingsideen – die Wiedergabe der „zweiten Wiener Schule“– eben nur gelegentlich ins Programm.

Der Etat, das steht seit kurzem fest, ist bis zum Jahr 2001 gesichert. Ein Drittel des Gesamtbudgets kommt damit von der Stadt. Den Rest spielen die KammerphilharmonikerInnen selbst ein oder sie finden SponsorInnen. Nicht alle Produktionen sind in Bremen im neuen Abonnement zu hören, viele Programme aber gehen von hier aus in die Welt: So zum Beispiel der Schumann'sche „Manfred“mit Klaus Maria Brandauer und Thomas Hengelbrock. Ansonsten sendet das Orchester Erfolgsmeldungen auf der ganzen Linie: Die Zahl der AbonnentInnen ist um 100 auf 900 gestiegen. Im Klangkörper ist die Fluktuation gering und die Resonanz auf die Einführungsveranstaltungen dafür hoch.

So ist das in Bremen so endgültig heimisch gewordene Orchester motiviert, seine Aktivitäten beizubehalten und auszuweiten: Dazu zählen der „Sommer in Lesmona“, die Kammerkonzerte im KITO und bei Radio Bremen oder das erfolgreiche Schulprojekt „Response“. Neu im Programm ist ein kleines Festival über den Kammerphilharmonieliebling Hanns Eisler, der 1998 hundert Jahre alt werden würde. Außerdem plant die Kammerphilharmonie in der Galerie Katrin Rabus Portraitkonzerte über und mit Komponisten wie Rolf Riehm.

Kinderkonzerte in Zusammenarbeit mit dem Wiener Maskentheater und Tourneen runden das Programm ab: Mit Mozarts Requiem unter dem künstlerischen Leiter Thomas Hengelbrock fahren sie nach Israel und mit Günter Pichler nach Japan. Ute Schalz-Laurenze