Cheerleader für den Uni-Streik

■ Verena Mostert wurde von der Universität Frankfurt in die Hauptstadt geschickt, um die Berliner Studentenschaft zum Streik zu bewegen. "Die Leute wollen hören, daß ihnen Unterstützung sicher ist"

Wie sie da im Café sitzt, ab und zu an ihrem Milchkaffee nippt und sich vorsichtig die Haare aus dem Gesicht streicht, wirkt sie eigentlich recht brav. Verena Mostert sieht nicht so aus, als wäre sie die geborene Stimmungsmacherin. Doch genau dazu ist die Studentin nach Berlin geschickt worden. Die 20jährige ist Abgesandte der Goethe-Universität in Frankfurt am Main, die seit einer Woche den Studienbetrieb bestreikt. Mostert soll den Studenten in der Hauptstadt zeigen, wo es langgeht, und die noch recht zaghaft protestierenden Kommilitonen ermutigen, sich den bundesweiten Vorlesungsboykotten anzuschließen.

Mostert weiß die Studierenden in den Vollversammlungen zu begeistern. Als sie am Donnerstag in der FU vor etwa 1.500 StudentInnen sprach, wurde sie mit großem Applaus und Pfiffen gefeiert. Sie zeigt sich etwas erstaunt über diese Begeisterung – hält sie doch ihre Reden nach einem simplen Prinzip. „Was zum Anfang immer gut ankommt“, erklärt sie, „sind Grüße von den Streikenden aus Frankfurt.“ Danach ein paar Worte zu der Situation in Frankfurt. Die Tatsache, daß die Dekane der einzelnen Fachbereiche und der Präsident der Uni Frankfurt sich mit den Streikenden solidarisiert haben, sorgt für den nächsten Applaus. „Es ist im Prinzip ganz einfach, sagt sie. „Die Leute wollen hören, daß ihnen Unterstützung sicher ist.“ Zum Schluß „fordere ich die Berliner auf, sich den Streikenden im restlichen Bundesgebiet anzuschließen“.

Verena Mostert ist aber nicht nur in Berlin, um den Studierenden Mut zu machen. Per Handy hält sie auch Verbindung nach Frankfurt und unterrichtet die Daheimgebliebenen über die Situation in der Hauptstadt. Ihre Informationen werden aktualisiert weitergeleitet, im Internet und in der täglich erscheinenden Streikzeitung veröffentlicht.

Enttäuscht zeigt sich Verena Mostert von den Studenten der HU. „Als ich dort ankam und fragte, wo denn die VV sei, konnte mir niemand helfen.“ Keine Plakate wiesen ihr und anderen Unwissenden den Weg oder informierten über die VV. Letztendlich half der Frankfurterin die Hausmeisterin. „So etwas würde bei uns nicht passieren“, ist sie überzeugt.

Das Hauptproblem der Studierenden sieht sie im mangelnden Informationsaustausch unter den StudentInnen. „Vielleicht steckt ihnen ja auch noch der fehlgeschlagene Streik von vor zwei Jahren in den Knochen.“ Doch Berlin stehe schließlich mit den meisten Studenten und als Hauptstadt im Mittelpunkt des Interesses: „Deshalb glaube ich, daß Berlin sich an die Spitze der Streikbewegung stellen wird.“ Alexander Eschment