Museum als Leasingobjekt

Kultur marktfähig zu machen ist Ziel eines Studiengangs an der HWP. Im Museum der Arbeit wird das Konzept umgesetzt  ■ Von Ilonka Boltze

Abends, wenn das Museum der Arbeit seine Pforten schließt, ist der Arbeitstag für Bettina Hedwig noch nicht zu Ende. Dann schafft sie Stühle, Tische oder auch einen Flügel her und verwandelt das große Foyer – je nach Anlaß – für einen Sektempfang, in ein Theater oder etwa ein Studio für Fernseh-Talk-shows.

Bettina Hedwig ist Geschäftsführerin für „Eventmarketing des Museum der Arbeit e.V.“. Eine Stelle, die sie sich gemeinsam mit dem Museumsrat selbst geschaffen hat. „Im kulturellen Bereich zu arbeiten, für Kultur zu werben, das ist schon immer mein Wunsch gewesen“, erzählt die 45jährige, die kurz davor steht, ihr Studium an der Hamburger Hochschule für Politik und Wirtschaft (HWP) zu beenden. Seit zweieinhalb Jahren nimmt sie dort an der berufsbegleitenden Weiterbildung „Kultur- und Bildungsmanagement“teil.

Als Direktor Gernot Krankenhagen vor einem Jahr die Organisationsstruktur des Barmbeker Museums der Arbeit in einem Seminar vorstellte, ergriff die gelernte Kommunikationsdesignerin die Initiative und bewarb sich bei ihm. Zunächst arbeitete sie für 610 Mark im Museumsladen, dann keimte die Idee zur Gründung des Vereins für Eventmarketing. Seit diesem Oktober bietet Hedwig auf einer Vollzeitstelle das Museum zwischen den Öffnungszeiten als Veranstaltungsort an.

„Alles, was Krankenhagen an neuen Ideen vorstellte, wie beim Aufsichtspersonal auf Behinderte zurückzugreifen oder ein ,Museum zum Anfassen' zu erschaffen, paßte gut zu meinen Ideen und Erfahrungen aus der Werbung und der Behindertenarbeit“, erinnert sich Bettina Hedwig. Das Konzept der „Kulturmanager“hingegen, kulturelle und ökonomische Ziele unter einen Hut zu bringen, deckte sich mit den Wünschen der Museumsleitung nach neuen Finanzierungsmodellen.

Mit dem Museum als Leasingobjekt hat Hedwig denn auch keine Probleme, im Gegenteil: „Damit Kultur in Sparzeiten finanzierbar bleibt, muß man alte Strukturen aufbrechen“, sagt sie. Schließlich würde durch die Vermietung nicht nur Geld eingenommen: „Wir erreichen auch die Leute, die sonst nicht ins Museum kommen.“

Obwohl die „Event“-Arbeit sie eigentlich rund um die Uhr auf Trab hält, will die 45jährige weiter studieren. „Der Austausch mit Leuten, die ebenfalls an konkreten Projekten arbeiten, gibt mir Anregungen, wie ich meine Arbeit hier realisieren kann.“Die Ausbildung ist praxisorientiert. Sechs Semester lang verbringen die angehenden „Kulturmanager“ihre Abende und Wochenenden in Kursen, die Kulturpolitik ebenso vermitteln wie Ausstellungs-Konzeptionen. 600 Stunden muß Bettina Hedwig vorweisen können, um sich zur Abschlußprüfung anmelden zu können.

Hat sie die in Form einer längeren Hausarbeit und einer mündlichen Prüfung bestanden, hält sie ein Abschlußzertifikat für „Kultur- und Bildungsmanagement“in den Händen, das weder den Diplomtitel trägt noch benotet ist. „Der Abschluß ist nicht das wichtigste“, meint Hedwig. „Dadurch, daß die Teilnehmer die Inhalte des Folgesemesters mitbestimmen, wird ein sehr individuelles Studium ermöglicht.“