Armut währt in Hamburg am längsten

Sozialhilfe im Städtevergleich: Hamburg weit oben, aber nicht ohne Hoffnung  ■ Von Silke Mertins

Die Stadt mit den meisten Millionären hat auch die zweithöchste Dichte an SozialhilfeempfängerInnen. 7,7 von 1000 EinwohnerInnen sind auf staatliche Unterstützung angewiesen. Damit nimmt Hamburg hinter Bremen den zweiten Rang ein. Das ergab die Studie „Sozialhilfe im Städtevergleich“, in der 15 Ballungsräume im Zeitraum 1995 und 1996 untersucht wurden.

Spitzenreiter ist Hamburg bei der Dauer der Sozialhilfe. 81,5 Prozent der SozialhilfeempfängerInnen sind länger als ein Jahr auf Hilfe zum Lebensunterhalt angewiesen. In Berlin sind es dagegen nur 50,1 Prozent und in Leipzig sogar nur 38,9 Prozent. Große Unterschiede zwischen den Großstädten sind auch bei den „einmaligen Leistungen“wie Kleider und Hausrat zu verzeichnen. Während Hamburg auch hier nach Stuttgart am meisten Geld ausgibt, hat Berlin diese Kosten erheblich reduziert. Auch in Hamburg das Kleidergeld abzusenken, „kommt für uns nicht in Frage“, so Sozialsenatorin Helgrit Fischer-Menzel (SPD) gestern. Die Leidtragenden wären sonst die Kinder.

Als Erfolg feierte die Senatorin, daß die Zahl der Menschen, die auf Stütze zurückgreifen müssen, insgesamt nicht gestiegen ist. Ohnehin sind viele Sozialhilfeempfänger gar nicht arbeitslos; 16 Prozent haben einen Job. Das Geld reicht aber, insbesondere wenn von einem Niedriglohn oder Teilzeitjob Kinder ernährt werden müssen, nicht für den Lebensunterhalt. Weil Hamburg außerdem teuer ist, nimmt die Hansestadt auch bei dieser ergänzenden Sozialhilfe den Spitzenplatz ein.

Durch Projekte wie „Maatwerk“, die paßgenau einen Arbeitsplatz für Sozialhilfeempfänger suchen, ist der Anteil der arbeitslosen Stützebezieher sogar leicht gesunken. Dennoch liegt Hamburg hier mit 55,5 Prozent noch immer auf Platz zwei. In Berlin sind dagegen nur 45 Prozent der erwerbsfähigen Sozialhilfeempfänger arbeitslos, in Bremen sind es nur 35,4 Prozent.

Fischer-Menzel wies die Vorwürfe der Handelskammer, zwei Drittel der 90.000 Arbeitslosen wollten gar keinen Job, weil sie illegal verdienten, erneut entschieden zurück. Der Präses der Handelkammer hatte Fischer-Menzel aufgefordert, den durch eine Untersuchung festgestellten Fakten ins Auge zu blicken und sie nicht länger als „unseriös“zu bezeichnen. Schließlich ginge auch die Wirtschaftsbehörde von 100.000 illegal Beschäftigten aus. Gestern bezeichnete die Senatorin dies als „reine Schätzzahl“. Im Januar will sie eine eigene Studie vorlegen.