Ein Sack voller Wünsche

■ Studie-Streik: Wissenschaftssenatorin Krista Sager stößt auf harschen Widerspruch bei Podiumsdiskussion in der Uni

Einen Tag vor Nikolaus hatten die streikenden StudentInnen erwartet, daß die grüne Wissenschaftssenatorin Krista Sager ihnen etwas mitgebracht hätte. Mit dem Werben um Verständnis für das enge finanzielle „Korsett“, in dem Sager stecke, konnten die etwa 500 TeilnehmerInnnen einer Diskussionsveranstaltung im Hörsaal des Pädagogischen Instituts gestern wenig anfangen. Statt dessen gaben sie ihr symbolisch einen Sack voller Wünsche mit auf den Weg.

Die Situation der Hochschulen müsse im Zusammenhang mit den sinkenden Steuereinnahmen und der steigenden Arbeitslosigkeit diskutiert werden, hielt Sager den studentischen Forderungen nach besserer Ausstattung und mehr Geld entgegen: „Wir haben noch keinen Weg gefunden, darauf zu reagieren.“

Konzeptlosigkeit war es dann auch, was die Studierenden ihr vorhielten. Auch die von der Neu-Senatorin propagierten Leistungs- und Effizienzkriterien der Wirtschaft an die Universität stießen auf wenig Gegenliebe. „Sie reden von Leistung“, ärgert sich ein Student, „dabei ist es eine Leistung, unter den von Ihnen geschaffenen Bedingungen zu studieren.“

Mehr Anklang fand Anna Ammonn, die die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft auf dem Podium vertrat. Zwar stimmte sie mit der Senatorin überein, daß es für grundsätzliche Veränderungen einen Regierungswechsel brauche. Aber „Bildung an Marktkriterien wie Wettbewerb zu orientieren“, wie Sager es fordere, „will keine Solidarität innerhalb der Gesellschaft, sondern Gewinner und Verlierer“, erklärte Ammonn.

Auch Jürgen Lüthje lehnte Sagers Leistungsbeweisforderungen ab. „Ich weigere mich, den Spieß umzudrehen“, erklärte er unter Beifall. „Die Universität hat mehr Lösungen anzubieten, als Politik und Wirtschaft annehmen wollen“. Zudem liege die Uni-Sparquote entgegen Sagers Behauptung nicht unter, sondern über dem Haushaltsdurchschnitt. Das allerdings hörte die Senatorin nicht mehr. Nach gut eineinhalb Stunden wartete schon der nächste Termin. Ralf Streck

Der Uni-Streik-Kasten befindet sich heute auf Seite 33. In der nächsten Woche dann auch mit weiteren Terminen der HWP, die gestern die Fortsetzung des Streiks beschlossen hat.