Gewerkschaftliche Wahlwerbung

■ DGB zieht mit Plakaten, Spots und einer Comicfrau in den Bundestagswahlkampf – weil „die Regierung Quatsch macht“

Ein „Politikwechsel“muß her – da ist sich der deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) mit seiner Jugendorganisation einig. Ein halbes Jahr vor den Bundestagswahlen starten sie in Hamburg ihre Kampagne „Deine Stimme für Arbeit und Gerechtigkeit“. Auf 1000 Plakaten, in 64 Kinos per Werbespots, auf Veranstaltungen und in Betriebszeitungen wollen die Gewerkschaften in den kommenden Monaten für's Kreuzchen am richtigen Platz werben.

Los geht es am 1. Mai. Dann will der DGB zum ersten Mal in Hamburg gemeinsam mit der Deutschen Angestellten Gewerkschaft (DAG) demonstrieren. Mit einer zweiten Großdemo kurz vor der Wahl hofft Hamburgs DGB-Chef Erhard Pumm, die Menschen „in einer sozialen Bewegung bündeln zu können“.

Die DGB-Jugend setzt unterdessen auf „phantasievolle Aktionen“mit „Esmeralda“, einer eigens für den Wahlkampf gezeichneten Comic-Frau. Sie soll helfen, die „Misere an Schulen- und Hochschulen“und das „Fehlen von Freizeitangeboten“angezuprangern. Gemeinsam mit Schüler- und Studentenorganisationen sowie Umweltverbänden hat die DGB-Jugend die Kampagne „Wer, wenn nicht wir“entworfen, die ebenfalls am ersten Mai startet.

Als reine SPD-Wahlkampfhilfe wollen die GewerkschafterInnen ihre Aktionen freilich nicht verstanden wissen. Es gehe nicht nur um „Schröder statt Kohl“, beharrte Pumm gestern. Eine Empfehlung für rot, grün, schwarz oder gelb wolle man nicht geben. Aber „wir können auch nicht parteipolitisch neutral sein, wenn eine Regierung Quatsch macht“. Schließlich gehe es den Gewerkschaften nach wie vor darum, „die Spaltung der Gesellschaft in Arm und Reich, die besonders in Hamburg deutlich wird, aufzuheben.“ Kai von Appen