Eisenbahnviadukt wird abgerissen

■ Das letzte Zeugnis des einstigen Potsdamer Güterbahnhofs auf dem Gleisdreieck verschwindet. debis will statt dessen ein Parkhaus bauen

Seit Montag letzter Woche wird ein Teil des alten Eisenbahnviaduktes des Potsdamer Bahnhofs auf dem Gelände des Gleisdreiecks geschleift. Verantwortlich für den Abriß ist die Daimler-Benz- Tochterfirma debis, die dort den Bau eines Parkhauses für 1.500 Pkw vorbereitet. Das 800 Meter lange Bahnviadukt ist das letzte Gebäude, das noch an den alten Potsdamer Bahnhof erinnert. Auf dem Gelände soll außerdem ein Park entstehen.

Matthias Bauer von der Interessengemeinschaft Gleisdreieck bedauert, daß die 77 gemauerten Bögen nun als Eingänge für den geplanten Park verlorengehen. Der Zugang zur Grünfläche vom Landwehrkanal aus würde nun von einem Parkhaus aus Beton flankiert. Zudem lägen die Garagenzufahrten mitten im künftigen Gleisdreieck-Park. Zugleich, so fürchtet Bauer, werde dadurch der Effekt als Grün- und Erholungsfläche beeinträchtigt. So sei die Verbesserung des durch das Neubauviertel am Potsdamer Platz belasteten Stadtklimas stark gefährdet.

Die Pressesprecherin von debis, Ute Wüest von Vellberg, erklärt, daß der Abriß mit den zuständigen Stellen geklärt worden sei. „Wir haben die Maßnahme mit dem Eisenbahnbundesamt, dem Denkmalschutzamt und dem Bezirksamt Kreuzberg abgestimmt“, so Vellberg.

Der Bürgermeister von Kreuzberg, Franz Schulz (Grüne), hat nach eigener Aussage keinen Einfluß auf den Abriß. „Wir werden lediglich von der Maßnahme unterrichtet und können jetzt keinerlei Einfluß mehr nehmen“, bedauert Schulz. Das Gelände ist in einem Planfeststellungsverfahren aufgeführt und gehört der Deutschen Bahn AG. In diesem Fall kann die Bahn laut Eisenbahn- Neugliederungsgesetz über eigene Anlagen, wie die Eisenbahnviadukte, selbst baurechtlich verfügen. Nachdem der Bau des Parkplatzes bereits Ende 1993 vom Senat beschlossen wurde, stimmten CDU- und SPD-Abgeordnete in der Kreuzberger Bezirksverordnetenversammlung ebenfalls für den Parkplatz. Im Gegenzug beteiligt sich debis an den Ausgaben für die Fußgängerbrücke am Anhalter Bahnhof.

Bauer fordert nun, wenigstens den Mittelteil des Bahnviadukts, für den es bis jetzt keine konkreten Bauvorhaben gibt, so schnell wie möglich unter Denkmalschutz zu stellen. Dieser ist bis jetzt noch nicht abgerissen. Britta Steffenhagen