Bessere Nachsorge

■ Die immunbiologische Krebstherapie kann die Metastasenbildung frühzeitig erkennen und das Immunsystem gegen Tumorzellen stärken

Das „medizinische Standardkonzept“ der Krebsnachsorge bestehe in der Regel darin, „in Abständen lediglich einige allgemeine Laborwerte zu erheben und von Zeit zu Zeit zu röntgen“, beschwert sich Heide Blume, Mitarbeiterin des Akut e.V. „In therapeutischer Hinsicht wird für die Patienten gar nichts getan.“

Der 1989 gegründete Akut e.V. – Verein für Kulturgeschichte, Medizin und Technik in Dortmund – setzt sich im Rahmen seiner Arbeit für eine fundierte Früherkennung und Nachsorge von Krebs ein. „Großen Wert legen wir auf eine verbesserte außerklinische Krebsnachsorge, die in die Hände der niedergelassenen Fach- und Allgemeinmediziner sowie Therapeuten gehört“, so Blume. „Auch in der Krebsdiagnostik müssen neue Wege gegangen werden, um Störungen des Immunsystems und eine mögliche Tumorbildung früher erkennen zu können.“

80 Prozent der bösartigen Tumore können heutzutage im Regelfall erst ab einer Größe von etwa einem knappen Zentimeter Durchmesser diagnostiziert werden. Dann haben die Tumore allerdings schon millionenfach Zellen gebildet. Wenn sie gefunden werden, sind die Tumore oft schon fünf, sieben oder gar zehn Jahre alt. Die sogenannten bildgebenden Verfahren wie beispielsweise Röntgen lassen eine frühere Erkennung nicht zu.

Denn der Einsatz der „klinischen Trias“, das heißt Operation, Bestrahlung und Chemotherapie, erfordert eine gewisse Größe des Tumors, damit er operiert beziehungsweise bestimmt werden kann. Eine gewisse Mindestgröße ist erforderlich, damit die als Gift in den Körper eingreifende Chemotherapie mit ihren Schäden gegenüber dem erwarteten Nutzen in einem verantwortbaren Verhältnis steht. Zudem ist Lokalisation des Tumors notwendig, damit man weiß, worauf die Strahlung zielen soll.

„Mit Hilfe der sogenannten immunbiologischen Diagnostik können in vielen Fällen Anzeichen beispielsweise beginnender Metastasierung erbracht werden, lange bevor es die bildgebende Diagnostik kann“, sagt Blume. Bei der immunbiologischen Diagnostik wird auf Grundlage und in der zusammenschauenden Interpretation verschiedener Laborparameter und der Spektralanalyse von elf Spurenelementen im Vollblut versucht, die stoffliche Seite immunologischer und anderer Mängellagen aufzuzeigen. Zu den Laborparametern zählen großes Blutbild, Immunprofil, zirkulierende Immunkomplexe, Elektrophorese und Spektralanlyse von elf Spurenelementen im Blut. „Insbesondere die Spektralanalyse im Vollblut ist eine wichtige Untersuchung“, so Blume. „Es gibt eine Wechselbeziehung zwischen Tumorgeschehen und der Verteilung von Elementen und Mineralien im Blut. Diese kann jedoch nur im Vollblut und nicht im üblicherweise untersuchten Serum analysiert werden.“

„Nach den ersten tumorreduzierenden Eingriffen, das heißt Operation, Chemotherapie und Bestrahlung, müssen die Patienten mit erweiternden Maßnahmen begleitet werden“, sagt auch Werner Steinkellner, niedergelassener Arzt aus Grünburg in Österreich. Große Hoffnungen setzt er neben psychischer Betreuung der Patienten und bewußter Vollwert-Ernährung insbesondere in die immunbiologische Nachsorgetherapie. Dabei handelt es sich um eine inzwischen standardisierte Immuntherapie (SIT), bei der unter anderem Peptide (Verbindungen von Aminosäuren) aus der Thymusdrüse, Mistelextrakte, Spurenelemente sowie der „Radikalfänger“ Selen, Pro-Vitamin A, Vitamin C und Vitamin E eingesetzt werden. Diese Therapieform soll in entscheidendem Maß zur Stärkung des Immunsystems beitragen und die Abwehrkräfte gegen Tumorzellen stärken helfen. „Ziele dieser in der Praxis durchzuführenden Maßnahmen sind die Verbesserung der Lebensqualität, Verlängerung der metastasenfreien Zeit und der Gesamtüberlebenszeit“, so Steinkellner.

Steinkellner führte bei 89 Brustkrebspatientinnen mit der Diagnose Brustkrebs mit Lymphknotenbeteiligung eine immunbiologische Nachsorgetherapie durch, nachdem sie operiert und chemotherapeutisch behandelt worden waren. Nur bei 27 Prozent der Frauen kam es innerhalb der nächsten fünf Jahre zur Ausbildung von Tochtergeschwüren, sogenannten Metastasen. Bei Patientinnen, die sich nach einer Operation und chemotherapeutischer Behandlung keiner weiteren Nachsorgebehandlung unterziehen, liegt der Anteil der Frauen höher. Frauen, die sich ausschließlich einer Operation unterziehen, bilden in 56 Prozent der Fälle in den nächsten fünf Jahren Metastasen aus. Bei Patientinnen, die sich zusätzlich zur Operation noch einer Chemotherapie unterziehen, liegt dieser Prozentsatz etwas niedriger: bei 46 Prozent. „Ähnliche Zahlen liegen für Darm- und Hautkrebs vor“, bestätigt Blume vom Akut e.V. „Leider haben diese ermutigenden Ergebnisse noch keine weitgehenden Gedankenanstöße bei den konservativen Schulmedizinern bewirken können.“ Die immunbiologische Krebstherapie, durchgeführt von niedergelassenen Ärzten, könne die traditionellen klinischen Behandlungsformen Operation, Chemotherapie und Bestrahlung nicht ersetzen. Aber sie könne eine solche Behandlung verträglicher gestalten und biete eine relativ große Chance, daß Rückfälle verzögert oder gar verhindert werden können, so Blume.