Große Gesten, noch größere Worte

■ Souverän dosierter Emotionsoutput: die Rest-Manics im ausverkauften Docks

Rebellion und Ekstase haben sie mittlerweile an ihre Vorgruppe delegiert. Bevor sich die Brit-Rocker Manic Street Preachers am Mittwoch im ausverkauften Docks die Ehre gaben, durften sich erstmal die schottischen Idlewild eine erfrischende halbe Stunde lang in Jeans, T-Shirt und fröhlichen Punkrock über die Bühne wälzen.

Dann war allerdings auch Schluß mit lustig, ein Hauch von staatstragendem Ernst wehte durch die Halle: Mystisch glühende Gitarrenhälse auf Videoleinwand, die ersten Takte der Internationalen in einer Endlosschleife, mittendrin der feuerrote walisische Drache auf grün-weißem Untergrund – noch bevor überhaupt ein Manic Streat Preacher die Bühne betreten hatte, war klar: Diese Band hat der Welt etwas mitzuteilen. Was konkret das sein sollte, ging in dem folgenden Bombardement aus Bacon-Zitaten und jeder Menge eigener Slogans, die passend zum Song auf der Leinwand erstrahlten, zwar etwas unter. Doch der wahre Manics-Fan weiß schließlich um den Hang seiner Idole zu großen Gesten und noch größeren Worten – er schweigt, schwelgt und genießt. Schließlich sind die Inhalte der Manics ohnehin von so hehren Dingen wie Frieden und Freiheit durchtränkt, daß nur wirklich schlechte Menschen sie auch wirklich schlecht finden können.

Zumal die drei Waliser bei ihrem Konzert durchwegs freundliche Fronarbeit für ihre Fans leisteten: Gleich dem pathetisch brausenden Blütensturm, der zum Einstieg mit „Everything Must Go“ über die Leinwand fegte, wirbelten Bradfield, Wire und Moore eineinhalb Stunden lang von „Motorcycle Emptiness“ bis zu „Design For Life“ mit souverän dosiertem Emotionsoutput durch sämtliche Hits ihrer bewegten Bandgeschichte. Viel Platz für Provokationen wie zu früheren Manics-Zeiten blieb da freilich nicht mehr. Nur ganz zum Schluß wurde es noch ein bißchen wild: Da durfte der verschollene Gitarrist Richey James mit kajalumrandeten Augen zu „You love Us“ über die Bühne springen. Zwar nur auf Video, aber dieses Detail war in einem solchen Moment wirklich nebensächlich.

Kristina Maroldt