■ Urdrüs wahre Kolumne
: FOCUS LÜGT

Bereits vor Monaten hatte ich Gelegenheit, den Uralt-Lavendel-Duft der Tapetentisch-Aktivisten gegen die Rechtschreibreform in der Obernstraße zu riechen und irgendwo war das Aroma ähnlich wie beim CDU-Tischlein „Kanacken raus“. Die ideologischen Speerspitzen der Sprachhüter könnte man vermutlich durch ein Verbot roter Lehrertinte kaltstellen: Wird dem Philologen alter Schule dieser Lebenssaft seiner Kümmerexistenz entzogen, erschlägt er sich ganz gern selbst mit Meyers Konversationslexikon. Schade, daß diesem Gelump jetzt die schmähliche Niederlage im Volksbegehren erspart bleibt!

FOCUS LÜGT! Mit Sicherheit, denn so blöd kann selbst Henning Scherf nicht sein, daß er in aller Öffentlichkeit die große Koalition für besser erklärt als eine eigene politische Mehrheit, und das auch noch ein paar Wochen vor den Wahlen. Würden solche Lichtgestalten wie Richard Boljahn noch das Sagen bei den Sozialdemokraten haben, man hätte den Genossen Henning nach solchen Sprüchen abgeschoben in die Gemüseabteilung des Konsum am Pastorenweg in Gröpelingen und nach Rehabilitation allenfalls noch zum Landesgeschäftsführer des Schaustellerverbands gemacht.

Jetzt erneut kommt heraus, warum der hochverräterische Otto Rehagel einst Werder Bremen im Stich gelassen hat: Die rheinland-pfälzische CDU will ihn für Verdienste um den 1.FC Kaiserslautern für die Pfalz nominieren zur Bundesversammlung für die Wahl des Bundespräsidenten – ein Angebot, das man unter der Speckflagge zu machen leider versäumt hat. Immerhin wählt König Otto dann auch meine Lieblingskanidatin Dagmar Schipanski, die mir als Repräsentantin dieses Landes sehr viel angenehmer wäre als der protestantische Schleimbeutel Johannes. Die Unionskandidatin verkörpert für mich genau jenen vertrauenswürdigen Typus Frau, die einen ehrbaren Imbiß in Walle betreibt, ihren Stammkunden schon mal den Metro-Einkaufsausweis ausleiht und von jedermann „Mutti“ genannt wird.

Kochende Männer, na gut. Waschende Männer, sowieso – ist ja fast schon Hightech. Aber warum die Grünen am Frauentag ihre Kerle auch noch bügeln lassen, ohne daß hinterfragt wird, wozu diese Tätigkeit überhaupt gut sein soll: Das zeigt den beklagenswerten Zustand einer Partei auf, die einst als stromsparende Alternative zum gebügelten Hemd antrat. So kommt es, wenn jedes zweite Mitglied Minister in Weste und Anzug werden will ...

In Sachen Privatuniversität herrscht in Bremen eine geradezu bestürzende Einigkeit. Und es ist geradezu niedlich, wenn die Grünen verlangen, daß es nach der Anschubfinanzierung „keine Schlupflöcher für weitere finanzielle Hilfen geben darf“: Das soll erstmal jemand durchsetzen, wenn nach drei oder vier Jahren Arbeitsplätze und Reputation auf dem Spiel stehen. Und denkt eigentlich niemand darüber nach, was das wohl für karrieregeile Schweinepuckel sein werden, die an einem solchen Elite-Institut studieren wollen? Da droht uns ein Menschenmaterial, das gerissen und gewissenlos die Ellbogen einsetzt und von allem nur noch den Preis und nicht mehr den Wert kennt. Intellektuelle Apparatschiks, besoffen von Rationalität und Marktwirtschaft, technologischem Köhlerglauben und Egoismus. Vorurteile? Na sicher. Haut weg den Dreck!

Tritt ein Penner an den Tresen einer sogenannten Szenekneipe im Viertel und bittet um ein Glas Wasser für seine Tabletten. Die hochtoupierte Thekenschlampe kriegt sich nicht ein vor Lachen über diesen Wunsch und meint schließlich: „Kost aber 5 Mark, umsonst ist der Tod!“ Der Mann legt tatsächlich ein paar Mark auf den Tresen, die immerhin zurückgewiesen werden. „Du könntest meine Tochter sein“, hat er danach gesagt. Und das Mädel hatte plötzlich ganz schön viel Angst im Gesicht. Ein Vorfall, der mir so und nicht anders von meinem höchst glaubwürdigen Freund Jogibär berichtet wurde.

Vom Heilfasten in der Klinik am Warteberg in 37213 Witzenhausen grüßt Dich, liebe Leserin, beim Frühstücksei, und Dich, werten Zeitgenossen, beim Schweineschnitzel aus artgerechter Haltung, und vor allem die Mitgleider der 7. Herrenmannschaft des ESV Blau-Weiß und ihre Fans

Ulrich „Wassermann“ Reineking

P.S.: Schriftliche Liebesgrüße und Resolutionen aller Art herzlichst willkommen!