Klötze für Weser-City

■ Architekten-Gruppe der Hochschule baute am Modell der Hafenreviere mit Klötzchen / Ausstellung im „Weserbahnhof“

Dieses Wochenende lädt ein zu einem Spaziergang durch die alten Waller und Gröpelinger Hafenreviere. Nicht, weil das Wetter mitspielt – es bietet sich die seltene Gelegenheit, in die Lagerhalle „Weserbahnhof“ hineinzuschauen – und die gesamte Problematik der bremischen Stadtplanung sinnlich zu erleben. Diese Halle ist an die hundert Meter lang, noch stehen meterhohe Regale in der Mitte, aber seit über einem Jahr gibt es nicht einmal eine vorübergehende Nutzung. Es gibt keinen Verwertungsdruck für dieses Grundstück direkt an der Weser, es kostet nichts. Vor Jahren hat Investor Grothe es bekommen, weil er prüfen wollte, ob es sich lohnt, hier ein modernes Bürogebäude mit Blick auf das Wasser zu bauen. Parterre hätte er gern Stücke aus seiner Gemäldesammlung ausgestellt, ein privates Museum fünf Minuten vom Museum Weserburg entfernt.

Aber Grothe hat die Sorge, daß sich trotz der optimalen Lage ein Neubau an dieser Stelle nicht rentiert, weil zu viel subventionierte Bürofläche in Bremen leersteht und weil das Umfeld des „Weserbahnhofes“ eine Gewerbe-Wüste ist.

Seit Jahren wird die moderne Nutzung der alten Hafenreviere blockiert, Bremens Stadtplaner haben sogar einen Investorenwettbewerb veranstaltet, der Senat hat als Ergebnis aber nur eine „operative Arbeitsgruppe“ eingerichtet, die Ende 1999 einen Rahmenplan über das weitere Verfahren vorlegen soll. Derweil dümpelt die Fläche vor sich hin.

Studenten des Studienganges Architektur der Hochschule Bremen haben sich nun das sechs Meter große Modell der alten Hafenreviere, das zusammen mit dem Investorenwettbewerb ausgestellt war, genommen und mit kleinen und großen Klötzchen praktisch modelliert, was aus den Hafenrevieren gemacht werden könnte. Ganz realitätstüchtig haben sie sogar als Klotz in der Mitte den geplanten Großmarkt aufgebaut, „eine böse Hypothek“ für jeden Stadtplaner, sagt Hochschullehrer Uwe Süchting.

Die Studenten sind auf den im Grunde ganz naheliegenden Gedanken gekommen, den die verantwortlichen Politiker seit acht Jahren blockieren: Die Gebäude-Front an der Weser, die an der Schlachte beginnt und die in geringerer städtebaulicher Qualität mit der Straße „Hinter der Mauer“ endet, könnte hinter der Eisenbahn-Brücke fortgesetzt werden. In einer sechsstöckigen Gebäude-Zeile, architektonisch an Speicher erinnernd, könnten Hunderte von Büros und Wohnungen an der Weser entstehen. „Das muß ein Stück Stadt sein“, sagt der Architekt und Lehrbeauftragte Holger Gestering, der die Studenten angeleitet hat. Hinter der Stadt-Zeile könnte eine Grün-Schneise in die Hafenreviere und zum Europahafenkopf hinführen. Zum Beispiel.

Ihr Ansatz ist: Das 300 Hektar große Gelände kann nicht verplant werden. Es müssen Zugänge geplant werden, die Entwicklungsmöglichkeiten öffnen. K.W.

Der „Weserbahnhof“ mit dem Modell ist Samstag und Sonntag von 14-18 Uhr geöffnet.