■ beiseite
: Beutespektakel

Die Berliner Stiftung Preußischer Kulturbesitz hat drei römische Marmorskulpturen an Italien zurückgegeben, die während der Nazizeit nach Deutschland gelangt waren. Die Rückgabe sei keine Frage des Verhandelns, sondern eine Selbstverständlichkeit, sagte Stiftungspräsident Klaus-Dieter Lehmann bei der Unterzeichnung der Rückführungsurkunden. Die Stiftung halte sich an die Haager Konvention, während das jüngste Beutekunst-Urteil des Moskauer Verfassungsgerichts Völkerrecht eklatant verletze.

Mit zwei der Figuren, einer „weiblichen Statue“ und einer „Venus-Statue“, hatte Hermann Göring seine Villa Carinhall aufgemöbelt. Wir wissen nicht, ob ihm der kleine Unterschied bewußt war. Die dritte Skulptur, ein männlicher Torso, war im Auftrag von Adolf Hitler für das in Linz geplante Museum angekauft worden. Nach Kriegsende gelangte das Kunstwerk als Kriegsbeute nach Moskau und wurde von den Sowjets 1958 an die DDR zurückgegeben. Die drei Skulpturen aus dem zweiten Jahrhundert nach Christus hatten über 40 Jahre im Depot der Antiken-Sammlung des Pergamon-Museums gestanden.

Die Italiener waren von der „großzügigen Geste“ der Stiftung außerordentlich angetan. Kultur sei die Seele einer Nation, die ihr nicht genommen werden dürfe, sagte Mario Bondioli-Osio, Präsident der italienischen Kommission für die Wiedererlangung von Kunstwerken. Erst mit der deutschen Wiedervereinigung hatte sich den italienischen Kunstwissenschaftlern die Gelegenheit geboten, ihre Suche nach verbrachten Kunstgütern auch auf Ostdeutschland auszuweiten, betonte Bondioli-Osio. Ob die Russen auch beeindruckt sind?