Keine Ausländer auf Besuch

■  SPD stellte Kandidaten nichtdeutscher Herkunft für das Abgeordnetenhaus vor: „Kulturelle Vielfalt bringt auch Probleme mit sich.“ Jetzige SPD-Fraktion ist deutsch pur

„In Kreuzberg wird mittlerweile eine andere Sprache gesprochen, weder Türkisch noch Deutsch. Es heißt beispielsweise bei den Jugendlichen: 'Hab' ich Elfmeter geschossen.‘“ Stadtentwicklungssenator Peter Strieder erwies sich bei der Vorstellung der SPD-Kandidaten nichtdeutscher Herkunft für die anstehenden Wahlen gestern als Kenner der Kreuzberger Jugendkultur.

Mit mehreren Bewerbern nichtdeutscher Abstammung will die SPD bei den Wahlen zum Abgeordnetenhaus am 10.Oktober punkten. Migranten seien keine Ausländer auf Besuch, sondern elementarer Bestandteil der Gesellschaft, so Strieder.

Aussichtsreichste Kandidatin ist die 32jährige Dilek Kolat, die sich in Friedenau um ein Direktmandat bewirbt. Die gebürtige Türkin und Diplom-Wirtschaftsmathematikerin kam im Alter von drei Jahren in die Bundesrepublik.

Bisher sei die Berliner Politik durch Ausgrenzung geprägt, sagt Dilek mit Blick auf die CDU-geführte Senatsinnenverwaltung. Mit der SPD werde sich dies ändern. Schwierigkeiten wolle sie aber nicht schönreden: „Kulturelle Vielfalt bringt auch ihre Probleme mit sich.“ „Mehr Bürgernähe“ sei auch im Bereich der Ausländerbehörde erforderlich. Im Abgeordnetenhaus will Dilek sich nicht nur um Fragen der Integration kümmern, sondern sich ebenso in Schulpolitik, Finanzen und Wirtschaft einmischen.

Außerdem kündigten die Sozialdemokraten an, zukünftig verstärkt Sprachkurse anbieten zu wollen, die zur Integration beitragen sollen. Stadtentwicklungssenator Strieder betonte, es gebe beispielsweise türkische Männer, die in der Türkei heirateten und deren Partnerinnen in Berlin anschließend wenig Anschluß fänden. „Die schauen dann 24 Stunden am Tag türkisches Fernsehen.“

Mit Kursen „Deutsch als Zweitsprache“ an Schulen und Kitas soll ihnen nach den Plänen des SPD-Chefs die Aneignung von Sprachkenntnissen erleichert werden. Außerdem müsse das Angebot für ältere Immigranten verstärkt werden. Daneben präsentierten sich auch die Kandidaten der Partei für die Bezirksverordnetenversammlungen – unter ihnen auch der Grieche Goumagias Dimitrios, den Strieder als „Kneipier eines meiner Abendrestaurants“ vorstellte.

Sollte einem der beiden Bewerber der Einzug ins Abgeordnetenhaus gelingen, können sich die Sozialdemokraten über eine immense Quotensteigerung freuen: Derzeit sitzt nach den Worten von Strieder kein einziger Abgeordneter nichtdeutscher Herkunft für die SPD im Landesparlament. Andreas Spannbauer