Herr Hefele kriegt zwei Minuten

■ Albert Hefele

Mal sehen: „Spellbinder“ – Traumfrau entpuppt sich als Hexe. Hört sich gut an. Dann: „Vom eigenen Vater entführt ...“ – zwei Frauen ein Schicksal. „Ein Platz für Tiere“ mit dem guten, alten Grzimek (meine Mutter) und „Gebratene Ente in Granatapfelsauce“ bzw. „Hilfe, meine Hündin ist läufig“. So was bringen sie also im Frauensender. Warum auch nicht? Ein Frauensender ist schließlich dazu da, um Sendungen für Frauen zu senden. Sendungen zu senden über Dinge, die Frauen interessieren und über die Frauen anschließend reden können. Was interessiert Frauen? Kinder, Tiere, Kochen, schwere Schicksale. Hab' ich was vergessen? Heiraten. Genau. Heiraten um jeden Preis („Der Hochzeitstermin steht – was nun?“). Und Mode („Verlockende Haarpracht mit Coiffeur Udo Walz“). Über all diese Dinge berichtet ein Frauensender, und das hat seine Ordnung.

TM 3 ist ein Frauensender. TM 3 berichtet über Frauensachen, und die oben erwähnten Sendungen sind alle aus dem Programm von TM 3. Was darf ein Frauensender nicht? Über Dinge berichten, die Frauen nicht mögen und über die sie folgerichtig auch nicht reden wollen. Beispielsweise: „Tipps aus dem Modellbaukasten: die Gorch Fock in 8.000 Teilen“ und „Pannen, die wir lieber vermeiden: der Kolbenfresser“. Bzw. stundenlange Übertragungen von Fußballspielen!

Überhaupt sind stundenlange Übertragungen von Fußballspielen das Allerschlimmste. Für die Frauen. Wer die Frauen kennt, wird mir recht geben. Frauen hassen nichts so, wie stundenlange Übertragungen von Fußballspielen. Wenn die Rede auf stundenlange Übertragungen von Fußballspielen kommt, ziehen Frauen angeekelte Schnuten, schwenken anklagend die Augen zur Decke und schlenkern abweisend die Finger: „Nee, nee, nee – nicht bei mir“. Stundenlange Übertragungen von Fußballspielen bedeuten nämlich auch stundenlang vor dem Kasten kauernde Männer. Allein oder in Scharen, den Blick unverwandt aufs Gerät geheftet. Entweder apathisch und mit schlaffen Backen hin und wieder hoffnungslos das Haupt schüttelnd: „... der kann ... der wird ... der soll doch endlich ...“, oder wie von starken Spasmen gebeutelt auf der Kante ihres Sitzmöbels zappelnd: „Hooooouuuuuuuuuuuuherrrrrgottttt!“

Männer sind während der stundenlangen Übertragungen nicht ansprechbar, oder nur für Sekunden: „Wer spielt denn?“ „Ba'n!“ „Wie heißt denn der, der Blonde?“ „Strnnz.“ „Wie bitte?“ „Struuuuuunzzz!“ Frauen mögen diese unsensible Art der Konversation nicht. Darum mögen Frauen die stundenlangen Übertragungen nicht.

Warum, um Himmels willen, kauft sich dann TM 3 die Rechte für die Champions League? Will Rupert Murdoch aus dem Frauensender einen Männersender machen? Will Rupert Murdoch die Frauen zum Gucken stundenlanger Fußballübertragungen bekehren, oder ist Rupert Murdoch ein Frauenhasser? Denkt Rupert Murdoch: „Euch werde ich eure gebratenen Enten in Granatäpfelsauce versalzen – von heute an nur noch stundenlange Übertragungen von Fußballspielen.“ Ehrlich, ich weiß es nicht.

Man grübelt halt so vor sich hin. Was heißt beispielsweise TM 3? Wer weiß es? Schreibt!

PS: Eigentlich wollte ich mit der Vergabe des Traineramtes für die Arschlochmannschaft noch etwas warten, aber der gute Otto hat in der vergangenen Woche wirklich alles getan, um den Posten zu ergattern. Die Sache mit „Herrn Sforza“ hat „Herrn Rehhagel“ endgültig und unumstößlich dazu prädestiniert, vom Trainersessel aus die Geschicke der A-Mannschaft zu leiten. Glückwunsch!

 „Wer spielt denn?“ „Ba'n!“ „Wie heißt denn der, der Blonde?“ „Strnnz.“