Verkrampfte Tiger bitten um Geduld

■ Die BCJ Tigers werden ihrer Favoritenrolle nicht gerecht und enttäuschen bei ihrem Heimdebüt

Das hatten sich alle Beteiligten wirklich anders vorgestellt: Die BCJ Tigers verloren am Samstagabend ihre Bundesliga-Heimpremiere gegen den TSK Universa Bamberg verdient mit 69:78 (33:34). Dementsprechend verärgert zeigte sich Trainer Tim Butler dann auch im Anschluß: „Die Chemie hat nicht gestimmt.“

Durch den Auftaktsieg in Lich hatten sich die Hamburger noch in die Favoritenrolle gespielt, konnten aber sowohl spielerisch als auch kämpferisch nicht an die Leistung der Vorwoche anknüpfen. In der Abwehr ließen sie die nötige Agressivität vermissen, so dass die körperlich unterlegenen Gäste sogar die Mehrzahl der Duelle unter dem Korb für sich entscheiden konnten. Da machte sich das Fehlen des langen Adebayo Akinkunle, der wegen einer Augenverletzung pausieren musste, deutlich bemerkbar.

Hinzu kam, dass die Tiger im Angriff verkrampft und fast schon kopflos wirkten. Dies ist um so ernüchternder, als der hochgelobte Spielmacher Harold Deane (Butler: „Er ist der Kopf der Mannschaft“) nach seiner Verletzung zwar wieder mit dabei war, aber keine erkennbare Linie in das Offensivspiel bringen konnte. „Wir haben einfach dumm gespielt“, meinte dann auch Center Marc Suhr. Dass er aber auch gleich noch die alleinige Verantwortung für die Niederlage übernehmen wollte, geht trotz seiner eher entäuschenden Leistung dann doch ein wenig zu weit. Es gab nämlich kaum einen in Reihen des BCJ, der sein Potential auch nur annähernd ausschöpfen konnte.

Dabei sah es zur Halbzeit gar nicht einmal so schlecht aus, als der Rückstand nach zwischenzeitlicher Führung trotz vieler leicht vergebener Chancen nur einen Zähler betrug. Doch anstatt nach dem Wechsel noch konzentrierter zu Werke zu gehen, verloren die Gastgeber plötzlich völlig den Faden. Die Stimmung unter den knapp 2000 Zuschauern in der Wandsbeker Sporthalle sank dann auch beträchtlich, als diese mit ansehen mussten, wie ihr Team von den Süddeutschen phasenweise vorgefürt wurde und schnell mit 16 Punkten zurücklag.

Dass die Tigers fünf Minuten vor Schluss überhaupt noch einmal bis auf 59:61 herankommen konnten, war schon eher überraschend. Doch als die Gäste wieder einen Gang zulegten, war auch schnell wieder ein Zehn-Punkte-Vorsprung hergestellt. Dabei blieb es dann auch bis zum Schlusspfiff, den einige Zuschauer nicht mehr miterleben wollten und entäuscht den vorzeitigen Heimweg antraten.

Zwei Drittel der Bamberger Punkte erzielten allein die Routiniers Kevin Lynch mit 26 und Boyd mit 22 Punkten. Noch die besten Werfer der Tigers waren Harold Deane mit 18 und Marc Suhr mit 15 Zählern.

Coach Tim Butler bat die Fans nach der Partie noch um etwas Geduld: „Es wird vielleicht noch ein paar Wochen dauern, bis wir besseren Basketball spielen werden.“ Die sollte man auch haben, da es damit bis zum nächsten Spiel am Wochenende bei Bayer Leverkusen sonst reichlich knapp werden dürfte. Philipp Jarke