Geschichtslose Einbrecher feuern FDP-nahe Stiftung an

■ Die Truman-Villa in Potsdam ist abgebrannt. Polizei vermutet Einbrecher, die ihre Spuren verwischen wollten, als Täter. Das Gebäude gehört der Friedrich-Naumann-Stiftung

Manchen Zeigenossen ist auch nichts Historisches heilig. Ausgerechnet die Truman-Villa, jenes Domizil am Gribnitzsee, in dem der US-Präsident Harry S. Truman während der Potsdamer Konferenz 1945 wohnte, ist am Samstagmorgen ausgebrannt. Nach Erkenntnissen der Polizei haben vermutlich Einbrecher, die ihre Spuren verwischen wollten, den Brand gelegt. Der Schaden beträgt nach Polizeischätzungen mehrere Millionen Mark. Menschen kamen bei dem Brand nicht zu Schaden.

In der Villa am Griebnitzsee hatte der amerikanische Präsident Harry S. Truman (1884 – 1972) während der Potsdamer Konferenz (17. Juli bis 2. August 1945) residiert. Bei dem Treffen der drei Alliierten des Zweiten Weltkrieges war über die Behandlung des besiegten Deutschlands entschieden und Japan ultimativ zur Kapitulation aufgefordert worden. Umstritten ist, ob Truman von dort den Befehl zum Abwurf der Atombombe auf Hiroshima gab.

Das Feuer war gegen 5.40 Uhr entdeckt worden, etwa eine Stunde nach Ausbruch. Die Feuerwehr brachte den Brand in anderthalb Stunden unter Kontrolle. Betroffen ist laut Polizei vor allem das Hochparterre des dreistöckigen Hauses. Die gesamte Inneneinrichtung des denkmalgeschützten Gebäudes, darunter auch das einstige Büro von Truman, wurden von den Flammen erfasst – ebenso das Treppenhaus und wertvolle Holzarbeiten.

Die FDP-nahe Friedrich-Naumann-Stiftung hatte die 1891 errichtete Villa am Griebnitzsee als neuen Sitz erworben. Sie will es für ihre politische Bildungsarbeit nutzen. Im Frühjahr hatte der Vorstandsvorsitzende der Stiftung, Otto Graf Lambsdorff, angekündigt, rund eine Million in die Restaurierung der Villa zu investieren. Ende dieses Jahres sollten die Arbeiten beginnen. Der Einzug mit 70 Mitarbeitern war bislang für den Anfang des Jahres 2001 geplant. Ihr bisheriges Domizil in Königswinter bei Bonn hat die Stiftung bereits veräußert.

Dennoch, sagte ein Polizeisprecher, sei ein politischer Hintergrund des Brandes vermutlich auszuschließen. Es werde aber in alle Richtungen ermittelt, sagte der Polizeisprecher. taz/dpa