Gähnende Leere in vielen Wahllokalen

■ In Kairo gehen vor allem die Staatsangestellten wählen. Die Behörden sind hilfreich

Kairo (taz) – Zum vierten Mal hat sich der ägyptische Präsident Hosni Mubarak gestern von seinem Volk im Amt bestätigen lassen. Über 24 Millionen eingetragene Wähler hatten das Recht, zu Mubarak als einzigem Kandidaten Ja oder Nein zu sagen.

Nicht allzu viele schienen von diesem Recht Gebrauch zu machen. Schon die Suche eines Wahllokals in der Altstadt Kairos erwies sich als schwierig. „Wahllokal?“ Der Mann am Obstsaftstand zuckt mit den Schultern, wie einige andere nach ihm. Man solle es mal bei der nächsten Schule oder Polizeistation versuchen, lautet meist die indifferente Antwort.

Ein paar Schulen weiter ist der Suche Erfolg beschieden. Im Wahlbüro der Muhammadiya-Schule herrscht in den Vormittagsstunden eine entspannte Atmosphäre. „Was willst du überhaupt in der Schule? Außer dem Wahlkommitee ist da sowieso niemand drinnen“, sagt der ägyptische Polizeioffizier verwundert, bevor er Einlass gewährt. Und tatsächlich: Die Anzahl der Poster Mubaraks auf den Gängen übertreffen um ein Vielfaches die Anzahl jener, die an diesem Morgen gekommen sind, um ihre Stimme abzugeben. Mehr als 500 Wähler sind auf eine der Urnen eingetragen. Der Wahlbeauftragte zählt mit den Fingern die Namen derer, die bisher erschienen sind, auf seiner Liste ab: Zehn, zwölf, dreizehn, am Ende kommt er auf zwei Dutzend. „Die meisten kommen noch“, entschuldigt sich der Mann hinter der Urne und fährt unbeirrt fort: „Auch die, die nicht kommen, stimmen im Herzen für den Präsidenten.“

Ein ganz anderes Bild bietet sich in den Wahllokalen neben den großen staatlichen Institutionen und Ministerien. Etwa beim Informationsministerium. Demonstrationszüge von Beamten aus dem benachbarten staatlichen Fernsehgebäude (rund 25.000 Mitarbeiter) skandieren: „Unsere Seele, unser Blut für Hosni Mubarak.“ Ein ein staatlicher Animateur brüllt ins Megafon: „Möge Gott deine Hände segnen, oh Präsident.“ Das staatliche Fernsehen filmt sich selbst bei der Wahl.

Sicherheitshalber wurde kein Feiertag ausgerufen, um leichter Zugriff auf die Wähler zu bekommen. Wenn das Wahllokal nicht direkt neben der Behörde lag, wurde auch schon mal der Transport übernommen. Und wer nicht von seiner Behörde gefahren wurde, der durfte kostenlos alle öffentlichen Verkehrsmittel benutzen.

Mit dem Ergebnis der Volksabstimmung wird spätestens heute gerechnet. Aber das ist nur Formsache. In den letzten drei Präsidentschaft-Referenden erhielt der seit 18 Jahren regierende Mubarak nie weniger 95 Prozent der abgegebenen Stimmen.

Karim El-Gawhary