Die Schifffahrt
: E-mail nach Hause

■ Seemannsalltag auf der Meteor

„Die Schifffahrt ist konservativ“, sagt Ronald Heygen. Seit 1976 ist er schon auf den sieben Weltmeeren zu Hause. Zwar lässt sich ein Schiff heute schon per Computer vollautomatisch steuern. „Aber wir kleben an Traditionen“, sagt Heygen, der erste Offizier der Meteor. Und deswegen läuft alles weiter per Hand. Landkarten, Zirkel und Dreieck, und Kompass, Logbücher, Bordbücher. Während vorne ein Allround-Computer sämtliche Borddaten und Radar verbindet. „Im Falle eines Falles muss Menschenhand eingreifen“, sagt Kapitän Kull.

Besonders im „Revier“, sagt Heygen. Im Hafenbecken oder Kanal mit Land rechts und links. Denn für den Seefahrer könnten eigentlich nur Land oder Eisberge gefährlich werden.

Auch die Sehnsucht fährt mit. Nach Frau und Kind. Altes Seefahrerleiden. Dabei ist schon vieles besser geworden, erzählt er: Nicht mehr nur der heiße Draht per Kurzwelle. Öffentlich und mit langer Warteschleife. Die Meteor hat sogar eine Telefonzelle an Bord. Aber der Satellitenfunk kostet: sechs bis zwölf Mark die Minute. Aber immerhin. Billiger ist email. Auch das geht an Bord. Und das nimmt für Heygen schon manchmal überhand: „Ich bin Seefahrer und kein Schriftsteller“, sagt er dann, wenn er mehr schreiben soll, als er zu berichten weiß. „Denn soviel passiert hier ja nicht an Bord.“

Sieben Monate wird die Mannschaft an Bord der Meteor bleiben. Volker Willenbrock könnte sich kein schöneres Schiff vorstellen. Zum ersten Mal geht er mit der Meteor auf Reisen. „Da ist ein Traum in Erfüllung gegangen.“ Auf einem Containerschiff hätte der zweite Offizier nur 14 Mitfahrer. Hier hat er 31, plus 28 Wissenschaftler. „Da wird es eigentlich nie langweilig.“ Und wenn doch, dann gibt es noch Fernseher auf den kleinen Kabinen, Videothek, Bibliothek und eine echte Bar, mit Bullaugen knapp über dem Wasser.

Willenbrock arbeitet morgens vier Stunden und abends vier Stunden. Dann ist er ganz alleine oben auf der Brücke. Nebenbei Verwaltungskram. Pro Monat hat er 13 Tage Urlaubsanspruch. „Das hört sich viel an“, sagt Heygen. „Ist es aber nicht“. Denn schließlich arbeitet er durch. Sieben Tage die Woche.

Fünf Jahre noch, dann will Willenbrock vielleicht aufhören. Trotz schönstem Schiff der Welt. Seine Tochter ist jetzt dreizehn Wochen. „Und ein biss-chen will ich davon mitkriegen“, sagt er wehmütig. Und blickt aufs Meer. pipe