Den Hochschulen Dampf machen

Rektorenkonferenz nimmt Bundesregierung in Verantwortung  ■ Von Sandra Wilsdorf

Hochschulen seien wie Schiffe, „und sie brauchen nicht nur Wind, sie brauchen auch Dampf“, sagte gestern Professor Klaus Landfried, Präsident der Hochschulrektorenkonferenz. Dass für diesen Dampf die Politik sorgen soll, ist die Hauptforderung des Senats der Hochschulrektorenkonferenz (HRK), der gestern in Hamburg tagte. Für ihre Forderung haben die Rektoren einen konkreten Anlass: Ende 2000 läuft das Hochschulsonderprogramm III (HSP III) aus, dass deutschen Fachhochschulen und Universitäten seit 1996 3,6 Milliarden Mark beschert hat.

Mit dem Geld, das Bund und Länder je zur Hälfte gezahlt haben und noch zahlen, sind neue, meist internationale Studiengänge entstanden, Frauen und wissenschaftlicher Nachwuchs sowie internationaler Austausch gefördert worden. Weitere Schwerpunkte sind Multimedia und die Förderung der Fachhochschulen. Das alles soll, wenn es nach der HRK geht, auch nach dem 31. Dezember 2000 weiter gehen: „Wir erwarten, dass der Bund seiner Verantwortung auch nach Auslaufen des Programmes nachkommt.“

Der Bund solle sich nicht nur mit Reformen, sondern auch finanziell engagieren. Dass seine Wünsche in Erfüllung gehen, hält Landfried für gar nicht so unwahrscheinlich: „Die neue Bundesregierung hat Bildung und Forschung vor einem Jahr zu einer Priorität erklärt. Sollten sie ausgerechnet in diesen Bereichen herunterfahren, hätten sie ein Glaubwürdigkeitsproblem.“

Ein Problem hätten in Hamburg außerdem viele Studenten.. Nach Auskunft von Sigrun Nickel, Pressesprecherin der Behörde für Wissenschaft und Forschung, hat Hamburg insgesamt 80 Millionen Mark aus dem HSP III bekommen. Damit hat beispielsweise die Fachhochschule Hamburg die Studiengänge Technische Betriebswirtschaftslehre und Internationales Management eingerichtet. „Auch nach dem Auslaufen von HSP III könnten die Studierenden natürlich ihren Abschluss machen, aber die Bedingungen würden sich vermutlich verschlechtern“, fürchtet Professor Rolf Dalheimer, Präsident der Fachhochschule.

An der Universität wurden beispielsweise der internationale Studiengang Law and Economics eingerichtet und an der Hochsschule für Wirtschaft und Politik der Mas ter-Studiengang Europäische und Internationale Wirtschaftswissenschaften. Außerdem wurden Bibliotheksbestände aufgestockt, die Einführung von Multimedia gefördert sowie Stellen für Doktoranden und Habilitanden geschaffen. Und auch für Hamburger Frauen hat das Sonderprogramm Vorteile: Um promovierte Frauen zurück in die Wissenschaft zu holen und ihnen die Chance zur Habilitation zu geben, stellt das Programm Geld für Stipendien zur Verfügung.

Die Bundesregierung hat schon vor Monaten mitgeteilt, dass es ein HSP IV nicht geben wird. Nun müssen Bund und Länder festlegen, mit wieviel Dampf die Hochschul-Schiffe künftig fahren.