Von Forschern und Sponsoren

■ „Was die Japaner können, können wir auch“: Der Erfinderclub der Bremer Stadtteilschule Hermannsburg wird sogar gesponsort

„Gewitterwolken! Machen wir heute was mit der vollautomatischen Wetterstation?“ Voller Tatendrang ist der 12-jährige Cedric. Der Siebtklässler ist Mitglied im Erfinderclub der Bremer Schule Hermannsburg, jener Schule, die für ihren Kampf für integrierten Unterricht mit behinderten Kindern auch schon Schlagzeilen machte. Jetzt wird dort auf neue Art geforscht.

Statt im Klassenzimmer trockenen Lernstoff zu pauken, forscht Cedric beispielsweise. Und das nicht für irgendwen. Von Wetterfrosch Jörg Kachelmann persönlich kommt der Auftrag. Für ein bundesweites Datenmessnetz sollen Cedric und seine jugendlichen Forscherkollegen Wetterdaten messen, sammeln und auswerten. Per Internet korrespondieren sie mit Wissenschaftlern, recherchieren in Datenbanken. „Spannend ist das, man muss selbst nachdenken, rausgehen, sehen wie die Wolken sind, mit dem Computer arbeiten. Macht viel mehr Spaß als normaler Unterricht.“

Das ist nur ein Beispiel von den Aktivitäten des Erfinderclubs in der Stadtteilschule. Ins Leben gerufen wurde er im vergangenen Jahr. Ex-Bundeskanzler Kohl und sein Bildungsminister hatten nach einer Japan-Reise die Parole ausgegeben, „was die Japaner können, das können wir auch.“ Im Land der aufgehenden Sonne ist nämlich schon lange Tradition, was hierzulande noch vielfach Berührungsängste auslöst: Die Zusammenarbeit von Wirtschaft und Schule.

Nichts Neues für Schulleiter Rolf Berger. „Macht die Schule auf, lasst das Leben rein“, so sein Motto. Nicht „theoretische Kreidepolitik“ will er betreiben, sondern praktisches selbständiges Arbeiten fördern. Und das heißt für die Kids auch, rausgehen aus der Schule. Dahin, wo ihr Thema stattfindet. „Da gehen dann die kleinen Zehnjährigen zum Flughafen oder zu Dasa und lassen sich was zeigen, die kommen hochbegeistert wieder und von da an ist das Thema verankert. Indem ich Zahlen und Sätze an die Tafel schreibe, erreiche ich das nicht“, sagt Berger.

Ute Williams kann das bestätigen. Ihr Sohn Dimitrius wurde in diesem Sommer an der Hermannsburg eingeschult. Voll Begeisterung kam er mittags nach Hause. „Mama, morgen haben wir einen ganz tollen Stundenplan. Aber übermorgen, da ist er noch viel besser.“ So viel Begeisterung steckt an. Nicht nur die Mama, sondern auch noch ihren Chef. Der Inhaber einer Computerfirma wollte die Forscher unterstützen und schenkte der Schule vor kurzem zwei Datenprojektions-Displays für den Computer.

Auch das gehört zum Prinzip der Erfinderclubs. Für die ersten drei Jahre gefördert vom Bundesbildungsministerium, haben sie die Auflage, für die weitere Arbeit Sponsoren zu finden. Drittmittelforschung jetzt auch in der Schule? Einflussnahme durch die Wirtschaft? Rolf Berger hat da keine Bedenken. „Ich würde nicht zur Lila-Pause-Schule werden wollen. Aber solange niemand diktiert, was wir machen, nehme ich das gerne an. Wir nutzen das Know-How, nutzen die Dinge, die die Wirtschaft uns zur Verfügung stellt.“

Cedric und seinen MitforscherInnen ist die Politik sowieso egal. Ohne Sponsoring wäre ihre Wetterstation wohl ein Traum geblieben. Und mit den Displays können sie ihre Ergebnisse in Zukunft ihren Mitschülern präsentieren.

Kristin Hunfeld