■ Rosi Rolands Bremer Geschichten
: Echt heiße Kandidaten

Mir reicht's aber langsam. Wie die auf dem niedersächsischen Ministerpräsidenten Gerhard Glogowski herumgehackt haben, war nicht mehr feierlich. Und nun tritt der arme Kerl auch noch zurück. Doch was ist denn schon Schlimmes dran an ein paar Immobiliengeschichten sowie an Reisen nach Ägypten und Polen? Da sieht er mal was von der Welt. Und dass sich ein viel beschäftigter Mann nicht mehr an alles erinnern kann, ist doch verständlich.

In Bremen ist das doch ganz ähnlich. Hier kommen die PolitikerInnen und Wirtschaftsleute auch herum. Und sobald sie die Bremer Landesgrenzen auf dem Heimweg überschreiten, haben sie Alles vergessen. So ist Glogowski nicht. An seine Erlebnisse hat er sich erinnert. Nur nicht an die finanziellen Einzelheiten.

Doch nun kann er sich was Neues suchen. Einen Beraterjob bei „o.tel.o“ wie Klaus Wedemeier. Oder einen Vorstandspos-ten bei „JenOptik“ wie Lothar Späth. Aber was ist jetzt mit Glogowskis Sprecher Jürgen Koerth, dessen Rücktritt die Grünen gefordert hatten? In Bremen wäre für ihn aber keine Stelle mehr frei.

Vor ein paar Monaten nämlich wollten die in Hannover Jürgen Koerth schon einmal loswerden. Damals galt er als „heißester“ Kandidat für den freien Intendantenposten bei Radio Bremen. Die Findungskommission, die als Headhunter unterwegs war und die Vorstellungsgespräche führte, hatte ziemlich dicht gehalten. Aber der Name Jürgen Koerth tauchte immer wieder in Berichten über die Intendantensuche auf. „Die Nummer zwei wollte selbst Nummer eins werden“, hat mir eine Tante aus Hannover erzählt. Deshalb sei der Name Koerth immer wieder ins Spiel gebracht worden.

Das war aber ein bisschen ungeschickt. Denn wer als „heißester“ Anwärter auf einen Posten gehandelt wird und es nicht ist, gilt schnell als „verbrannt“. Nun hat Jürgen Koerth den Salat. Weil er offensichtlich die Unwahrheit über Glogowskis Reisekasse gesagt hat, wackelt auch sein Stuhl. Dumm gelaufen.

Doch was wäre, wenn Koerth damals Intendant von Radio Bremen geworden wäre? Hätte er dann mehr für den Sender herausholen können als der zum Nachfolger von Karl-Heinz Klostermeiser gekürte Heinz Glässgen? Viele Leute in Hannover wissen nämlich ganz genau, dass der NDR von Niedersachsen lebt. Mit einer eigenen Anstalt in Hannover mit Radio Bremen als Filiale würde Niedersachsen gebührentechnisch viel besser wegkommen als jetzt.

Stellen Sie sich mal vor, was das für ein Theater in der ARD gegeben hätte. Aber um so etwas zu inszenieren, muss man schon etwas von Geld verstehen – und nicht bloß von Reisekassen. Wohl deshalb ist Koerth nicht Radio-Bremen-Intendant geworden, meint meine Tante aus Hannover. „Aber trotzdem kann die Nummer zwei jetzt bald noch Nummer eins werden“, telefonierte sie mir mit ihrem Handy. Und als sie mir einen Tipp für den „heißesten“ Kandidaten für die Glogowski-Nachfolge geben wollte, fuhr sie in ein Funkloch. Ich sag ja: Mir reicht's langsam, seufzt

Ihre Rosi Roland