„Saumäßig gutes Projekt“

Chance für Existenzgründer: Die ersten Teilnehmer des „garage“-Programms für Arbeitslose unter 30 Jahren sind nun selbstständig  ■ Von Thomas Pauly

Im Eingangsflur zu den „garage“-Räumen hat es jemand an die Wand geschrieben: „garage, it worxx“. Seit Januar vergangenen Jahres können Empfänger von Arbeitslosenhilfe oder von Arbeitslosigkeit bedrohte Menschen unter 30 Jahren mit einer Firmenidee am „garage“-Programm der Bundesanstalt für Arbeit teilnehmen, um ihr eigenes Unternehmen zu gründen (taz hamburg berichtete). Die ersten sind nun selbstständig.

Nachdem die Bewerber das assesement-center geschafft hatten, saßen bis zu 40 Existenzgründer für jeweils sieben Monate im „Synergieraum“, einem 400 Quadratmeter großen Gemeinschaftsraum in einem Bürogebäude der City-Nord. Dort gab es für jeden einen Schreibtisch, einen Computer und ein Telefon, um den Unternehmensstart zu organisieren. Sie entwi-ckelten ihre Firmenideen weiter, machten Marktumfragen, erhielten Rechtsberatung von externen Fachleuten und hatten einmal pro Woche ein persönliches coaching. Gleichzeitig konnten sie ihre gemeinsamen Probleme bei der Firmengründung auch untereinander besprechen.

Das Arbeitsamt Hamburg zahlte einen Zuschuss zum Lebensunterhalt. „Kraftstoff“ nennt der „garage“-Projektleiter Hajo Streitberger die Geldspritze vom Hamburger Arbeitsamt. Seit August müssen die ersten Jungunternehmer ohne „Kraftstoff“ auf eigenen Füßen stehen. Sie machen nun Aktienanalysen, Physiotherapie, Computer-entsorgung, Grafik-, Brillen- oder Innenraum-Design oder stellen Hosen her.

Stephan Sontowski und Thors-ten Wendt betreiben die Bar im Club „Hafenklang“ am alten Fischmarkt. Eigentlich haben sie das auch schon vor ihrer „garage“-Zeit gemacht, ehrenamtlich für den Hafenklang-Verein, der in dem ehemals besetzten Haus seit 1997 Partys veranstaltet. „Das war am Anfang eher Häuserkampf. Aber man kann nicht sein ganzes Leben lang ehrenamtlich arbeiten“, sagt Thors-ten Wendt heute. Über Bekannte haben die beiden von „garage“ erfahren und sieben Monate lang im „Synergieraum“ in der City-Nord den Alleingang vorbereitet.

„Die haben uns gesagt, was nicht so gut läuft und was besser laufen sollte, alle waren total hilfsbereit“, lobt Stephan Sontowski. Dem Hafenklang-Verein haben sie einen Abstand gezahlt und nun die Bar gepachtet. Heute müssen sie nicht mehr selber unbezahlt Bier verteilen, sondern haben vier Angestellte auf 630 Mark-Basis. Im ersten Stock des Gebäudes wollen die beiden für einen zweiten Bar-Raum investieren. Im Moment läuft ihr Geschäft zwar nicht so gut. „Das hat aber nichts damit zu tun, dass wir jetzt selbständig sind, sondern mit der Party-Konjunktur. Das muss sich noch einpendeln“, sagt Wendt.

Tina Weidauer und Melanie Rohde, 27 und 28 Jahre alt, sind ebenfalls über Hinweise von Bekannten in der „garage“ gelandet. Seit August gibt es ihr Unternehmen „archimeter“, dass sich um die Vermessung von Innenräumen für Architekten, Makler und Privatkunden kümmert. Gleichzeitig arbeiten sie noch gemeinsam an ihrer Architektur-Diplomarbeit. Ohne „Kühlschrankauffülljobs“, wie sie es nennen, kommen die beiden noch nicht aus: „Wir wollen ,archimeter' Schritt für Schritt aufbauen“, sagt Tina Weidauer. Selbstständig gemacht hätten sie sich aufgrund der knappen Stellen für Architekten auf jeden Fall: „Der Markt ist dicht“, versichert Rohde. Die „garage“ hat ihnen aber dann doch weitergeholfen: „Was ich an dem Projekt toll finde ist, dass es einem so viele neue Ideen gibt“, sagt Weidauer. Und: „Es ist ein angenehmes Gefühl, nicht alleine dazustehen.“

Mittlerweile gibt es die „garage 2.0“ mit einigen Neuerungen. „Nach den ersten sieben Monaten haben wir einen Schnitt gemacht“, sagt Projektleiter Streitberger. Die Teilnehmer müssen sich nun beispielsweise dafür entscheiden, ob sie in die „instant cash“- oder die „risk and fun“-Gruppe gehören: Geringe Investitionen und schnelles Geld oder hohe Kosten und langfristiger Gewinn. Anfang Dezember hat die „garage“ wieder neue Mitglieder bekommen.

Die Bundesanstalt für Arbeit hat es sich zum Ziel gesetzt, innerhalb der dreijährigen Projektlaufzeit 210 Leute aufzunehmen. „Wir haben niemanden, der die ,garage' ohne Alternative abgebrochen hat“, versichert Streitberger, „das ist ein saumäßig gutes Produkt.“

Informationen zu „garage“: Tel.: 040/63 30 60 oder sagmal@wasistgarage.de