Mieter warnen vor Wohnungsnot

Der Berliner Mieterverein mahnt: Der derzeitige Leerstand bei Wohnungen bleibt kein Dauerzustand

Die Situation für die Wohnungssuchenden in der Hauptstadt wird sich bereits innerhalb der nächsten Jahre wieder verschlechtern. Das vertrat gestern der Berliner Mieterverein. Nach Ansicht des Hauptgeschäftsführers des Vereins, Hartmut Vetter, sei der Bevölkerungsrückgang in den 90er-Jahren mit 1,27 Prozent nicht dramatisch. Deshalb sei es unangebracht, von einem Ausbluten Berlins zu sprechen. „Vor uns liegen nicht zehn Jahre der Glückseligkeit mit hohen Leerständen, sondern es ist eine Trendwende festzustellen.“

So beobachte man seit dem Jahr 1998 wieder ein Ansteigen der Zahl der Haushalte in Berlin, da es in der „Hauptstadt der Singles“ immer mehr Einpersonenhaushalte gibt. Deshalb nehme auch die benötigte Wohnfläche zu. Dass sich eine Trendwende auf dem Wohnungsmarkt abzeichne, sei auch an den Mieten ersichtlich. Für Altbauten stiegen diese seit Jahren kontinuierlich an, und der Rückgang bei den Neubauten habe sich weitgehend stabilisiert. Außerdem werde die anziehende Konjuktur, die sich langsam auch in Berlin bemerkbar mache, zu einem vermehrten Zuzug nach Berlin führen. Vetter zweifelt die Zahl von 100.000 leer stehenden Wohnungen in Berlin an. Mehrere 10.000 davon seien in einem sehr schlechten Zustand und deshalb gar nicht auf dem Markt.

Scharf kritisiert der Mieterverein die „Laisser-faire“-Politik des Berliner Senats. Zurzeit würden so gut wie keine öffentlich geförderten Wohnungen gebaut. Dies werde bereits in wenigen Jahren zu einer neuen Wohnungsknappheit führen. Um dem entgegenzuwirken, fordert der Mieterverein den Bau von mindestens 1.000 staatlich geförderten Wohnungen pro Jahr. Zusammen mit den frei finanzierten Wohnungen könne man so einen Engpass auf dem Wohnungsmarkt verhindern.

CLAUDE KOHNEN