Ex-Nazi chattet über Ausstieg aus Szene

Ex-Neonazi Ingo Hasselbach: Aussteigewillige Rechte brauchen Unterstützung, müssen aber ersten Schritt tun

Hilfe statt Ablehnung. Dies ist das Resümee des Chats der „Initiative Z – steht für Zivilcourage“, der am Donnerstagabend virtuell stattfand. Eine Stunde lang diskutierten Interessierte unter www.zett.de mit dem Ex-Neonazi Ingo Hasselbach über Möglichkeiten des Aussteigens aus der rechten Szene.

Hasselbach wurde 1993 bekannt, nachdem er sich öffentlich von der Neonaziszene distanziert hatte. Seitdem bereist er Schulen und versucht, junge Leute vor dem Abgleiten in die Neonaziszene zu bewahren. Zusätzlich engagiert er sich für das Aussteigerprogramm „Exit“. Das will Neonazis den Weg aus der Szene zeigen. Dass diese Hilfen notwendig sind, weiß Hasselbach aus eigener Erfahrung. „Am Anfang wollte ich einfach weg. Aber ich wußte nicht, wohin. Mit meinem Namen habe ich nicht mal einen Job über das Arbeitsamt bekommen“, teilt er den Chattern mit. Druck und Bedrohung durch ehemalige Kameraden aus der Szene seien enorm. Auch heute noch erhielten er und seine Familie Morddrohungen. Seit Jahren hat Hasselbach keinen offiziellen Wohnsitz.

Einige Chatter hatten allerdings Probleme mit der virtuellen Veranstaltung. Aussteigewillige Neonazis dürfe man nicht als theapiebedürftige SektenanhängerInnen betrachten, meinten sie. Andere vertreten die Ansicht, dass Feindbilder „nur durch Kontakt und Dialog“ zerstört werden können und nicht allein durch Ausgrenzung. „Die Voraussetzung dabei ist, dass die betreffene Person den ersten Schritt tut“, schreibt Hasselbach. „Aber die Gesellschaft sollte sich die Mühe machen, jene, die aus der rechten Szene rauswollen, wieder zu integrieren.“

Exit (www.exit-deutschland.de) verzeichnet in diesem Zusammenhang große Erfolge. Von staatlicher Seite wird dieses Engagement allerdings bislang nicht honoriert. Das Projekt finanziert sich ausschließlich über Gelder der Stern-Aktion „Mut gegen Rechte Gewalt“ und Spenden der Initiative „Rock gegen rechte Gewalt“ (www.rockgegenrechtegewalt.de).

Dort besteht demnächst auch die Möglichkeit, mit MusikerInnen zum Thema „rechte Gewalt“ weiter zu chatten.

BETTINA WEGNER