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: „Lohnt es sich, ein Star zu sein?“

Music Planet: Caterina Valente (Sa., Mitternacht, Arte)

Ihre handwerkliche Klasse wurde nie ernsthaft bestritten, ihre künstlerische Potenz mittlerweile auch von keinem mehr angefochten. Fast langweilig, dass Caterina Valente nichts als Ehre zuteil wurde, als sie vor zwei Wochen ihren 70. Geburtstag feierte. Nichts blieb unerwähnt, was ihren Ruhm nur mehrt. Dass sie singen kann über mehrere Oktaven, obendrein in diversen Weisen, ob Jazz oder Bossa Nova. Überhaupt gäbe es nichts, was sie nicht könne von dem, was auf der Bühne zu bringen ist, um ein Star zu sein. Tanzen, tanzen, tanzen.

Dieter Bartetzkos TV-Portrait, vom ZDF finanziert, aber nur auf Arte zu sehen, macht keine Ausnahme – bis auf ein kleines Detail: Als er aus Zeitungsberichten zitiert, die ihr naserümpfend vorhalten, viel zu albern für eine echte Künstlerin zu sein. Der Autor, im Hauptberuf Kulturredakteur bei der FAZ, liest diese von den Medien fein registrierte und wieder gegegebene Verachtung ihres deutschen Publikums auch immer als Häme gegenüber einer Entertainerin, die aus dem unbürgerlichen Schmuddelmilieu des Zirkus stammt. Für eine richtige Diva, so muss diese Kritik gelesen werden, war sie nicht entrückt genug. Viel zu clownesk für eine Dame: Diese Lady ist wirklich ein Tramp!

In dieser einstündigen Dokumentation wird fühlbar, woran die Valente in Deutschland immer scheiterte: Viel zu amerikanisch professionell einerseits, allzu virtuos unseriös auf der anderen Seite. Und wenn sie doch wenigstens Sexappeal gehabt hätte! Die Bilderauswahl dieses „Music Planet“ ist stimmig, jede These erschließt sich aus dem, was wir sehen. Unterteilt in zehn Kapitel wird die künstlerische Vita der Valente als eine grandiose Maskerade, das nie ihr Können verdeckt, resümiert.

Zwischendurch wird immer wieder eine Sentenz aus einem Interview mit ihr in New York Ende der Fünfzigerjahre eingeblendet. Carlheinz Hollmann, der deutsche Frage, sagt: „Lohnt es sich, ein Star zu sein?“ Und sie antwortet zunächst mit einem schnellen „Ja“, ehe sie nach einer sehr kurzen Pause noch ein „doch“ anhängt. Besser hätte ihre Ambivalenz, einerseits gerne ihre Zirkustradition stolz vorzeigen wollend, andererseits die Scham darüber abwehren müssend, nicht eingefangen werden können. JAF