„Einmütig“ für schnelles Ende von Jekyll&Hyde

■ Vertagt: Wirtschaftsressort berichtete erstmal nur mündlich über seine Musical-Pläne

Der Bremer Senat hat gestern noch nicht formal über die Zukunft des Bremer Musicals und des Ticket-Service-Centers (TSC) entschieden. Nach einem „langen mündlichen Sachstandsbericht“ habe es zwar ein „einmütiges Plädoyer“ der Fachleute aus den Firmen des Wirtschaftsressorts gegeben, beides der KPS-Gruppe des Bremer Konzertveranstalters und Weser Report-Verlegers Klaus-Peter Schulenberg zu übergeben. Einen formalen Beschluss-Vorschlag habe es aber nicht gegeben, das Thema sei aber „weitgehend ausverhandelt“, erklärt Senatssprecher Klaus Schloesser.

Das Musical Jekyll&Hyde, das im Sommer 2000 praktisch konkurs war, sollte eigentlich bis Ende 2001 weiter gespielt werden. In die Liquidität der Produktions-GmbH waren mit dieser Begründung staatliche Kredite und Forderungsverzichte über insgesamt gut neun Millionen Mark gesteckt worden. Geplante Defizite des Jahres 2001 über 3,4 Millionen Mark sollten damit abgedeckt sein.

Bis Ende des Jahres reicht das Geld nun keinesfalls mehr. Statt der versprochenen großen Werbekampagne soll nun die Ankündigung der Musical-Schließung zu Ende Juni noch einmal Last-Chance-Besucher mobilisieren.

Das „Theater an der Wien“ bietet sich als Kooperationspartner an, da es dort ähnliche Probleme gibt. Auch der dortige Musical-Intendant Rudi Klausnitzer kann sein Theater nur an Spitzentagen wirklich füllen. Ioan Hollander, der Wiener Staatsopern-Direktor, hatte im Dezember zur Wiederholung von Hair gesagt: „Hair spielt das Theater an der Wien nicht, weil sie wollen, sondern weil sie nichts anderes finden.“ Das Interesse am Musical sei eben „immer geringer geworden“. Die 68er Produktion Hair soll in Wien am 10. März in aktualisierter Form seine Wiederaufnahme-Premiere haben und schon im Oktober nach Bremen gehen. Wien würde preisgünstig die Bremer Produktion von Jekyll & Hyde übernehmen. Auch in Wien hat sich das Musical nicht finanziell selbst getragen. Der Staatsopern-Direktor forderte daher, einen der Musical-Standorte - eben das Theater an der Wien – wieder für Oper, Schauspiel und Konzert zur Verfügung zu stellen.

Gestern Nachmittag wurden die Mitarbeiter des Ticket-Centers TSC über die bevorstehende Übernahme durch die KPS-Gruppe informiert. Am kommenden Dienstag soll der Senat förmlich das Ende von Jekyll & Hyde beschließen. Der „Kredit“ aus dem Herbst 2000 müsste dann vermutlich in einen verlorenen Zuschuss umgewandelt werden. K.W.