„Fixpunkt der Kleinanleger“

n-tv macht ordentlich Gewinn, verliert seinen Geschäftsführer Kenneth Jautz ans CNN-Mutterhaus, verhandelt immer noch über neue Gesellschafter – und gibt sich wortkarg

„Deutschlands Nachrichtensender“, nennt sich n-tv selbstbewusst, und wenn doch mal von der Konkurrenz N24 die Rede ist, spricht die Geschäftsführung gern vom „anderen Kanal“. Der ließ gestern die Presse wissen, ab Donnerstag mit Kanzler und Außenminister in Übergröße die Hauptstadt zu plakatieren, um schon mal seinen Teilumzug nach Berlin im März zu feiern. Bei der n-tv-Jahrespressekonferenz durften dagegen zeitgleich Sandra Maischberger und Erich Böhme per Videoeinspieler erklären, warum sie gerne bei n-tv sind – Maischberger war das sichtlich peinlich, Böhme war selber peinlich –, doch die Botschaft kam rüber: n-tv geht es gut. Richtig gut.

Rund 48,6 Millionen Mark Gewinn bei 217 Millionen Mark Umsatz hat der Spartenkanal im vergangenen Jahr erwirtschaftet: „Damit sind wir einer der profitabelsten Sender Deutschlands“, meint Kenneth Jautz, Sprecher der n-tv-Geschäftsführung, und sagt gleich darauf „Auf Wiedersehen“. Der ehemalige Berliner CNN-Büroleiter, der vor zwei Jahren für Hauptgesellschafter Time-Warner in die n-tv-Geschäftsführung ging, übernimmt schon im Februar den Wirtschaftszweig von CNN in New York.

Jautz kam zum günstigen Zeitpunkt: Seit 1998 macht der Sender Gewinn, profitiert von Börsen-Boom und Business-Begeisterung – und bleibt bei allen Abschwüngen doch „Fixpunkt für alle Kleinanleger“ (n-tv-Geschäftsführer Helmut Brandstätter). Friedrich Küppersbuschs Produktionsfirma Pro Bono sorgt für Farbtupfer im Nachrichten- und Wirtschaftsalltag, und auch n-tv hat das Ratespiel entdeckt: News-Quiz, Börsen-Quiz, Start-up-Show – „Informationsvollprogramm“ nennt das Chefredakteur Markus Föderl.

Jautz bleibt n-tv als Aufsichtsrat mit Sitz in New York erhalten. Einen Nachfolger in der Geschäftsführung soll es aber zunächst nicht geben – klares Indiz für die immer noch laufenden Verhandlungen über eine Änderung der Besitzverhältnisse: Time-Warner, mit knapp 50 Prozent der Anteile Hauptgesellschafter, will mindestens die Hälfte davon verkaufen. RTL verhandelt seit einem Jahr und möchte n-tv als Nachrichtenmaschine für seine Senderfamilie nutzen. Auch Holtzbrinck, schon heute mit knapp 30 Prozent zweitstärkster n-tv-Eigentümer, werden Aufstockungsabsichten nachgesagt. Bisher scheiterten diese Pläne an den Preisvorstellungen von Time-Warner, die sich durch das gute 2000er Ergebnis wohl kaum nach unten bewegen dürften.

Außer der Bestätigung laufender Diskussion „haben wir nichts mehr zu diesem Thema zu sagen“, gab sich Jautz wortkarg.

n-tv-typisch blieb auch die Antwort auf die Frage, wie es um die Anlaufverluste seit Sendestart bestellt ist: „Auf Wunsch unserer Gesellschafter reden wir nur über das Jahresergebnis, nicht über die Gesamtentwicklung 1993–2000.“ STG