Öko-Baumschulen fürs Grundwasser

Schleswig-Holstein unterstützt ökologische Baumschulwirtschaft  ■ Von Gernot Knödler

Die Baumschulen im Kreis Pinneberg stehen schon seit Jahren in der Schusslinie: Etliche der 90 Brunnen im Kreisgebiet mussten in den vergangenen Jahren geschlossen werden, weil Pflanzenschutzmittel aus den Betrieben im Grundwasser gefunden worden war. Zwei Wasserwerke wurden geschlossen, drei weitere mit teuren Aktivkohlefiltern versehen – auf Kosten der Verbraucher. Jetzt will Schleswig-Holstein das größte Baumschulgebiet Europas auf ökologischen Landbau trimmen. Schrittmacher hierfür soll eine neu geschaffene „Koordinationsstelle ökologische Baumschulwirtschaft“ (Koba) sein, die Umweltminister Klaus Müller (Grüne) am Dienstag Abend in Pinneberg vorstellte.

Vornehmste Aufgabe der Koordinationsstelle sei es, die Vermarktung ökologisch erzeugter Gehölze zu fördern, versicherten die Beteiligten von Land, Kreis und Verbänden unisono. Die ökologischen Baumschulen müssten sich selbst tragen, mit großartigen Subventionen sei nicht zu rechnen. Aufgabe der Koordinationsstelle, so ihr Leiter Dietmar Schlüter, sei es daher, realistische Lösungen zu entwi-ckeln, was unter Umständen auch zu integriertem statt ökologischem Anbau führen könne. „Der Markt muss entscheiden“, sagte Schlüter.

Um der realistischen Lösungen willen hat die Koordinierungsstelle außerdem Arbeitskreise zu den Themen Forschung, Beratung und zur Zusammenarbeit mit ähnlichen Einrichtungen im Ausland eingerichtet. Und nicht zuletzt soll die Koba Schlüter zufolge ein „organisiertes und koordiniertes Vorgehen aller Beteiligten“ gewährleisten: ein organisierter Interessenausgleich für Produzenten, Händler und Verbraucher, Forscher und Berater, das Land und die Kommunen. Dafür gibt das Land in zwei Jahren 330.000 Mark aus.

Nach Angaben Frank Schoppas vom Bund deutscher Baumschulen beschäftigen die Baumschulen in Schleswig-Holstein 10.000 Menschen, die meisten davon im Kreis Pinneberg. 400 Vollerwerbs- und 150 Nebenerwerbsbetriebe setzen jährlich 450 Millionen Mark um. Nur zwei davon arbeiten nach den Kriterien des ökologischen Landbaus. Bundesweit sind es 45.

Schoppas wies auf die Schwierigkeiten einer Umstellung hin. „Viele Betriebe wären unter den gegenwärtigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen mit einer Umstellung überfordert“, sagte der Lobbyist. Die entstehenden Mehrkosten müssten deshalb durch staatliche Förderung und höhere Preise kompensiert werden. EU-weit seien transparente ökologische Produktionsstandards zu definieren und einheitliche Produktionsbedingungen zu schaffen. Die Raumplanung müsse dem höheren Raumbedarf für die extensive ökologische Produktionsweise Rechnung tragen. Hier erhielt Schoppas unerwartet Unterstützung: Umweltminister Müller möge ökologische Landwirtschaft auch in Wasserschutzgebieten zulassen, forderte Mathilde Wurst vom Verein Eltern für unbelastete Nahrung.