Bremens Erfinder-Bund wächst jetzt

■ Originalitätsschulungen und Mitgliederversammlung sind geplant

„Sie sind einfach wunderbar, meine Gute! Machen Sie weiter so, und vor allem bleiben Sie gesund“, juchzt Burkhard Suthoff in die Sprechmuschel. Am anderen Ende der Leitung: eine 80-jährige Dame, die den Physik-Professor bittet, ihr bei der Patentierung einer Erfindung mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Und Suthoff ist schier begeistert von so viel Originalität in so hohem Alter.

Seitdem der Technologieexperte und frühere Dozent der Hochschule Bremen vergangenen September knapp hundert Erfinder aus mehreren europäischen Ländern ins beschauliche Stuhr einlud, um den Bund Europäischer Erfinder aus der Taufe zu heben, laufen die Telefone in seinem Büro heiß. Zahlreichen Tüftlern – Profis und Anfängern, Jungen und Alten – half er bei der Ausarbeitung von Patentanträgen. „Das ist das Erste, was ich den Leuten sage: Die Erfindungen müssen geschützt werden!“ Zusammenklappbare Infusionsständer, Tapetenhobel und Kaugummientferner für die Gehwegreinigung – die Liste der Utensilien, die der Mann unter Patentschutz bringt, wird von Woche zu Woche länger.

Im laufenden Jahr will sich sein Bund Europäischer Erfinder als Spitzenverband etablieren. Nach dem stürmischen Auftakttreffen steht deshalb nun vor allem Organisationsarbeit auf dem Programm. Logo, Geschäftsformulare und Mitgliederausweise sind schon in Arbeit. Als Jahresgebühr sei ein Beitrag von 70 Mark vereinbart worden, meint Suthoff, der seine Passion zur Brotarbeit macht und der bei der Hassouna Forschung und Technologie GmbH in Stuhr neue Produktionsverfahren und Anlagen entwickelt. Um neue KollegInnen für den Verein zu gewinnen, tüftelt er derzeit emsig an neuen Veranstaltungen und Angeboten. So sollen ab Sommer regelmäßig so genannte „Originalitätsschulungen“ durchgeführt werden – für Mitglieder kostenlos. „Dort wollen wir die Kreativität trainieren“, sagt Suthoff. Die Tüftler müssen sich an kniffligen Aufgaben üben: Wie faltet man ein A4-Blatt in zwei Minuten zu einem Turm? Und wie bekommt man eine Kugel, die größer ist als ein Flaschenhals, auf Umwegen ins Innere einer Flasche? Nebenbei steht Zeitmanagement auf dem Programm, denn schließlich eignen sich bestimmte Momente im Leben viel besser zur erfinderischen Ertüchtigung als andere.

Außerdem will Suthoff im April Mitglieder aus dem Bremer Raum zum Welterfindertreffen nach Genf mobilisieren. Dort soll der Bund Europäischer Erfinder Präsenz zeigen, neue Anregungen gewinnen, um schließlich mit vielen frisch unterzeichneten Mitgliedsanträgen im Gepäck nach Stuhr zurückzukehren.

Michael Hollmann

Bund Europäischer Erfinder, Info-Hotline: 04221-932320