Jüdische Kultur in 92 Punkten

Ein neuer Stadtplan zeigt die Stätten jüdischen Lebens in der Innenstadt: vom Museum bis zum koscheren Café

Der erste lesbare Stadtführer zum jüdischen Leben in Berlin erschien vor ein paar Jahren – auf Englisch, und das war konsequent. Denn selbst und gerade in Übersee hat sich herumgesprochen, dass da etwas Besonderes passiert ist in der Jüdischen Gemeinde mit ihrer großen Tradition in der deutschen Hauptstadt: Die Zahl ihrer Mitglieder hat sich innerhalb weniger Jahre verdoppelt. Das Judentum ist auch nach außen sichtbar deutlich an die Spree zurückgekehrt. Bleibt nur die Frage: Woher kommt es und wo genau ist es zu finden?

Diese Frage kann eine Anfang des Jahres veröffentlichte „Kulturkarte“ ganz gut beantworten. Verlegt hat sie die Jüdische Presse gGmbH – in der „Jewish Culture Edition“. Redigiert wurde sie neben Peter Fischer vom Leiter des „Centrum Judaicum“, Hermann Simon. Und diesen Sachverstand sieht man der Karte an.

Denn es fehlt praktisch nichts: Auf einem Plan der Innenstadt sind 92 Punkte verzeichnet, in denen derzeit jüdisches Leben zu beobachten ist. Da werden Standorte und Aufgaben der Institutionen der Gemeinde beschrieben, es folgen die Friedhöfe sowie Informationen über religiöse, kulturelle und soziale Einrichtungen der Gemeinde. Internationale Organisationen mit jüdischem Hintergrund werden aufgezeigt, Museen, Gedenkstätten und freundlicher Weise auch Restaurants und Cafés mit koscherer Küche sowie Möglichkeiten zum „shopping und business“. Zu den „bemerkenswerten Adressen“ gehören unter anderem das Victor-Klemperer-Haus in der Albrechtstraße 20.

Neben einer Panoramakarte auf der Rückseite sind besonders zwei Karten der Jüdischen Friedhöfe in Weißensee und an der Schönhauser Allee interessant. Damit können Kulturfans den Grabstein von Max Liebermann finden – ein pietätvoller Besuch an den Ruhestätten lohnt immer. Und weil das nicht zuletzt für Leute aus Übersee interessant ist, findet sich auch noch eine Linie über den früheren Verlauf der Mauer. Doch Vorsicht! Wer den Plan in Dollar kauft, zahlt den doppelten Preis: 4,50 $

PHILIPP GESSLER