Zehn Millionen Mark für Ausbau in Tempelhof

Grüne fordern Stopp der innerstädtischen Flughafenpläne. Konzept für eine neue Abfertigungshalle verstößt gegen Länder-Konsensbeschluss

Der geplante Ausbau des Flughafen Tempelhof verstößt nach Ansicht der Fraktion Bündnis 90/Grüne gegen den bestehenden so genannten Konsensbeschuss, den innerstädtischen Airport zu schließen. Zugleich fordern die Grünen den Senat auf, der hochverschuldeten Berlin Brandenburg Flughafenholding (BBI) angesicht der vorgesehehen Millioneninvestition die weiteren finanziellen Unterstützungen zu entziehen.

Ein Ausbau des Flughafens Tempelhof und seine geplante Schließung in wenigen Jahren „passen nicht zusammen“, sagte der verkehrspolitische Sprecher der Fraktion, Michael Cramer. Nach dem Flughafen Tegel würde mit Tempelhof nun der zweite innerstädtische Flughafen erweitert. Cramer befürchtet, dass damit nicht nur der Neubau in Schönefeld weiter verzögert, sondern die von Berlin und Brandenburg verabredete Schließung Tempelhofs 2002 und Tegels 2007 insgesamt „zur Makulatur“ würde.

Die BBI-Geschäftsführung hatte auf ihrer letzten Sitzung entschieden, in Tempelhof für 10 Millionen Mark eine zusätzliche Abfertigungshalle sowie eine zweite Gepäckförderanlage realisieren zu wollen. Als Grund nannte BBI-Geschäftsführer Götz Herberg die wachsende Anfrage von Airlines – darunter der Lufthansa –, mit kleineren Jets von Tempelhof starten zu wollen. Dazu müsste die Kapazität des Airports erweitert werden. Derzeit fliegen jährlich 800.000 Passagiere von Tempelhof ab. Nach dem Umbau könnten 1,5 Millionen Fluggäste abgefertigt werden.

Eberhard Elie, Sprecher der BBI, wies gestern Spekulationen zurück, der Baubeginn könnte noch in diesem Jahr vonstatten gehen. Die Geschäftsleitung habe vielmehr „eine mittelfristige Finanzplanung beschlossen“, sagte Elie zur taz. Der Ausbau „in einer bestehenden Halle“ des denkmalgeschützten Flughafenbauwerks sei frühestens 2001 geplant. Zugleich wollte Elie den Vorwurf nicht gelten lassen, die Flughafenholding habe sich vom Konsensbeschluss verabschiedet. Vielmehr wolle man mit dem Ausbau auf „Überkapazitäten“ der Airlines reagieren.

Derzeit gilt zwischen den Ländern als verabredet, nach der Beendigung des Planfeststellungsverfahrens für Schönefeld 2001 die Schließungen einzuleiten. Wirtschaftssenator Wolfgang Branoner (CDU) hatte sich in der Vergangenheit aber auch dafür stark gemacht, die innerstädtischen Airports über den Termin hinaus offen zu halten.

ROLF LAUTENSCHLÄGER