„Das schien unmöglich“

Journalistikprofessor Günther Rager über die Macht und die Wandlungen der „Bild“-Zeitung

taz: Welche politische Bedeutung hat die Bild -Zeitung heute?

Günther Rager: Ich glaube, dass diese Bedeutung kaum überschätzt werden kann. Zum einen operiert Bild im Boulevardmarkt ohne große Konkurrenz. Und in den elektronischen Medien ist Boulevardberichterstattung praktisch politikentleert.

Die Ausnahmestellung von Bild in der deutschen Presselandschaft ist also kein Mythos?

Mit 4,5 Millionen Auflage hat Bild neben einer ernomen Reichweite nach wie vor eine erhebliche politische Bedeutung. Das sieht man auch daran, dass sich alle Mächtigen in der Politik durchaus gern in der Bild dargestellt sehen. Zumindest wenn’s für sie positiv ausgeht.

Bild beschäftigt sich derzeit vor allem mit Jürgen Trittin ...

Bis heute hätte ich so eine Fälschung wie mit dem Trittin-Bild für unmöglich gehalten. Von daher ist Bild immer noch für eine Überraschung gut. Das ist natürlich auch für den ganzen Verlag nicht gerade förderlich, um es mal ganz vorsichtig auszudrücken.

Kanzler Schröder wiederum wittert eine Kampagne aus dem Hause Springer ...

Ob er Recht hat, kann ich nicht entscheiden. Es gibt viele kleine Anzeichen dafür, dass es bei der Bild-Zeitung Veränderungen gibt, die nicht nur zu seinen Gunsten sind. Andererseits: Die Medien sollen auch der Opposition Öffentlichkeit bieten. Wenn die Manipulation allerdings das „Wetterleuchten“ dieser Veränderungen ist, wäre das ein Rückfall in Zeiten, die man eigentlich nie mehr erleben möchte. INT.: GRIMBERG