Kühlen alle ab?

Globalisierung heißt auch Abhängigkeit von den USA: Was die Weltwirtschaft von einer US-Rezession zu fürchten hat

NEW YORK taz ■ Auf ihrem Treffen in Davos hatten die Weltwirtschaftslenker ein zentrales Thema: Was wird aus dem weltweiten Wachstum, wenn die Lokomotive USA einen Maschinenschaden bekommt? Denn Globalisierung bedeutet, dass kein Land sich von den Problemen der hegemonialen Wirtschaftsmacht isolieren kann. Um satte fünf Prozent wuchs das weltweite Sozialprodukt im letzten Jahr. Ein Drittel davon bestritten allein die USA, sei es direkt, sie es indirekt, indem sie durch Importe das Wirtschaftswachstum in anderen Ländern antreiben.

Der Internationale Währungsfonds (IWF) sah sich auf Grund der Abkühlung in den USA jetzt genötigt, seine Wachstumsprognose für die Weltwirtschaft im laufenden Jahr von 4,2 auf 3,5 Prozent herabzurevidieren. Nun ist die US-Wirtschaft relativ wenig mit dem Rest der Welt verbunden. Eine Studie der Bank HSBC zeigt auf, dass lediglich 13 Prozent des amerikanischen Bruttoinlandsprodukts (BIP) durch Importe bestritten wird. Umgekehrt führen die EU und Japan demnach nur etwa zwei bis drei Prozent ihres BIP in die USA aus – kaum genug um die Wirtschaft dort insgesamt zu schädigen.

Der IWF hält jedoch die Auswirkungen einer Konjunkturabschwächung in den USA auf die Euro-Zone für gering. Die europäische Wirtschaft sei stabil, und dank niedriger Inflationsraten und moderater Lohnzuwächse hätte die Europäischen Zentralbank noch Spielraum für Zinssenkungen. Anders sieht das wohl an der Börse aus, wo die Kurse weltweit meist treu den Vorgaben aus New York folgen.

Doch einige Länder sind viel abhängiger von der US-Wirtschaft als die EU-Länder. Am stärksten betroffen werden nach der HSBC-Studie die Nachbarländer der USA, Kanada und Mexiko, sowie Malaysia, die jeweils ein Viertel bis ein Drittel ihres BIP in die USA exportieren. Rohstoffexportabhängige Entwicklungsländer würden zudem unter Druck geraten, wenn eine Rezession in den USA die Erdölpreise und in deren Gefolge auch die übrigen Rohstoffpreise absacken lassen würde. Umgekehrt würden die ölabhängigen Industrieländer davon profitieren. Zeitlich jedoch dürfte der Effekt auf jeden Fall begrenzt sein. Die meisten Beobachter rechnen damit, dass es mit der US-Wirtschaft in der zweiten Jahreshälfte schon wieder aufwärts gehen wird. NICOLA LIEBERT