Service-Wüste

■ Insolvenz soll Traditions-Kaufhauskette Brinkmann vor dem Aus retten

Die Pleite des Elektrokaufhauses Brinkmann hat heftige Reaktionen ausgelöst. Die traditionsreiche Kaufhauskette mit ihrem 1,7 Milliarden Mark Umsatz soll nun durch ein Insolvenzverfahren gerettet werden. Die 41 Kaufhäuser des Konzerns in ganz Norddeutschland bleiben zunächst geöffnet, auch die Löhne der 4000 MitarbeiterInnen – davon 1200 in Hamburg – sind vorerst gesichert.

„Wir sind optimistisch, dass Brinkmann eine Zukunft hat“, äußerte sich gestern der Hamburger Chef der Gewerkschaft HBV, Ulrich Meinecke, nach Gesprächen mit dem Management und Insolvenzverwalter Burckhardt Reimers. Auch Bürgermeister Ortwin Runde hegt die Hoffnung, dass Brinkmann durch eine „Auffanglösung“ gerettet werden kann: „Das ist die Stunde des Insolvenzverwalters.“ Wirtschaftssenator Thomas Mirow sicherte „im Rahmen der Möglichkeiten“ Unterstützung zu.

Nach dem neuen Insolvenzrecht steht vorangig der Erhalt des Unternehmens und der Arbeitsplätze im Vordergrund und nicht die Befriedigung der Gläubiger und Banken. Von dem Insolvenzantrag, den Gesellschafter Robert Meyer am Donnerstagabend gestellt hatte, waren Belegschaft und Branche völlig überrascht worden. Zu den Liquiditätsproblemen war es gekommen, weil das Unternehmen im November starke Absatzeinbrüche zu verzeichnen hatte und auch das Weihnachtsgeschäft schwach ausgefallen ist.

Dennoch sind die Turbulenzen nicht vorrangig auf Missmanagement zurückzuführen, sondern das Produkt eines „rabiaten Verdrängungswettbewerbs“ in der Elektrobranche. „Wir haben qualifizierte Mitarbeiter aufgeboten und Service für den Kunden geleistet, aber die meisten sehen nur den Preis“, so Brinkmann-Sprecherin Ellen Meyer. Das serviceorientierte Konzept werde von der Kundschaft, die zur Großkonkurrenz (Media-Markt, Saturn) abwandert, nicht honoriert. Meinecke ergänzt: „Wer sich bei Brinkmann fachlich beraten lässt und dann beim Discounter einkauft, darf sich über derartige Folgen nicht wundern.“ Kai von Appen