Universale Umzugssorgen

■ Belegschaft des Hamburger Musikkonzerns gegen Verlegung nach Berlin

Universal-Präsident Tim Renner verkündet gern: „Es geht um die Künstler.“ Im Moment geht es um die Mitarbeiter. Die Pläne der Konzernleitung, die Deutschlandzentrale von Hamburg nach Berlin zu verlegen, wird von der Belegschaft mit großer Mehrheit abgelehnt. Am Unternehmenssitz am Glockengießerwall wiegelt man noch ab: „Wir prüfen alle Optionen und werden uns Ende März entscheiden“, sagt ein Sprecher des Konzerns.

Vor zwei Wochen waren die Pläne der Geschäftsleitung öffentlich geworden, über eine Verlagerung des größten deutschen Musikkonzerns nachzudenken. Obwohl die Überlegungen noch nicht offiziell sind, soll man sich in Berlin bereits nach einem entsprechenden Grundstück umgeschaut haben. Nur die Klassiksparte, die Deutsche Grammophon-Gesellschaft, soll nach diesen Vorstellungen in Hamburg bleiben. Für die Belegschaft würde das bedeuten, dass 540 von 600 MitarbeiterInnen ihre Koffer packen und in die Hauptstadt umziehen müssten. Und die wollen das nicht: Auf einer Betriebsversammlung hat man den Plänen der Geschäftsleitung eine klare Absage erteilt.

Der Umzug wäre auch ein Rückschlag für die Standortpolitik des Senates. Wirtschaftssenator Thomas Mirow hat noch vor Monatsfrist Hamburg erneut zur Hauptstadt der Musikwirtschaft erkoren. Die Branche, die in Hamburg einen Gesamtumsatz von 2,9 Milliarden Mark macht, hat das bisher auch immer so gesehen: Ein Umsiedeln nach Berlin käme viel zu teuer. Branchenkenner haben für einen solchen Fall Kostensteigerungen von 100 Prozent ausgerechnet. Universal-Vorstandschef Wolf D. Gramatke hatte noch kürzlich geäußert, Berlin spiele derzeit überhaupt noch keine wichtige Rolle im Konzert der Standorte für das Musikgeschäft. Zurzeit kommen noch knapp 70 Prozent der Tonträger, die in Deutschland auf dem Markt sind, aus Hamburg.

Universal hat die Marken Motor, Mercury und Polydor unter einem Dach vereint und ist mit 26 Prozent Anteil am deutschen Markt der Riese im Land. Der Jahresumsatz liegt bei 1,2 Milliarden Mark.

Peter Ahrens