Zittern um die Zukunft bei Brinkmann

■ Nach Antrag auf Insolvenzverfahren der Hamburger Handelskette bangen auch 115 Bremer Brinkmann-Beschäftigte um den Job / Viele wollen vors Arbeitsgericht

Das Bremer Technik-Kaufhaus Brinkmann wird auch heute pünktlich die Türen öffnen. Zuvor werden die 115 MitarbeiterInnen des Verkaufshauses in der Obernstraße eine Betriebsversammlung abhalten. Dass sie dabei wesentlich Neues über die Zukunft der angeschlagenen Handelskette Brinkmann KG erfahren, erwarten sie jedoch nicht.

„Die Stimmung im Haus ist sehr angespannt“, sagte gestern die Bremer Betriebsrats-Chefin Claudia Spille gegenüber der taz. Die Belegschaft sei von der Nachricht, dass der persönlich haftende Gesellschafter der Ernst Brinkmann KG, Robert Meyer, am Donnerstag beim Hamburger Amtsgericht die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens beantragt hat, „eiskalt überrascht“ worden. Nachdem die Bremer Geschäftsführung erst die Abteilungsleiter informierte, hätten schließlich gegen 18 Uhr auch die Beschäftigten von der Krise erfahren. Ähnliches ist auch aus den benachbarten Häusern in Hamburg, Hannover und Oldenburg zu hören.

Wie die Zukunft der Handelskette, die 1929 als Hamburger Familienunternehmen startete, aussehen wird, ist derzeit ungewiss. Gewerkschaften, Betriebsräte und PolitikerInnen kündigten gestern in Hamburg Unterstützung an. Es gebe noch Hoffnung, hieß es. Die Hamburger Geschäftsführung gehe davon aus, mit Hilfe des Insolvenzverfahrens „den überwiegenden Teil der Unternehmen der Firmengruppe“ erhalten zu können. „Die Löhne sind für die nächsten drei Monate gesichert“, sagt auch der Geschäftsführer der eigenständigen Brinkmann Bremen GmbH, Ralf-Joachim Görland. Und auch aus Hamburg ist zu hören, dass die Geschäftsführung den über tausend Beschäftigten in 41 Häusern bundesweit die Lohnzahlungen für die nächsten drei Monate zusichert.

„Aber mittelfristig ist zu befürchten, dass die Insolvenz natürlich auch auf Bremen durchschlägt“, sagt der Bremer hbv-Gewerkschaftssekretär Richard Schmid. Zwar gilt das Bremer Kaufhaus als eigenständige Tochter inb der Brinkmann-Gruppe. Und diese – zahlreichen – selbstständigen Töchter seien weniger gefährdet, heißt es. Doch ist der Konkurrenzkampf auf dem Technik-Markt enorm. Gewerkschafter wie Schmid gehen deshalb davon aus, dass auch im Fall des Überlebens der Kette eine Neuorganisierung in den einzelnen Häusern, beispielsweise auch in Form von Sortimentsstraffung, erfolgen werde.

„Die Wettbewerbssituation insbesondere mit den weniger kundendienstorientierten SB-Märkten auf der grünen Wiese“ habe in der letzten Zeit deutlich zugenommen. Und auch in der Bremer Innenstadt habe sich die Lage des Hauses, das seit 17 Jahren in der City ansässig ist, durch den Umzug von Saturn-Hansa ins Kaufhof-Obergeschoss verschärft. In Anbetracht dessen habe Brinkmann bereits mit einem Umbau der bremischen Firmenstrukturen begonnen. So hat die Bremer Geschaftsführung seinen Kundendienst mit 20 Beschäftigten schon im April 1999 ausgelagert. Eine Ausgliederung ist auch für das Lager des Unternehmens geplant. Nach Gewerkschaftsangaben betrifft dies rund 17 Bremer Beschäftigte – von denen wegen der damit verbundenen Vertragskündigungen jedoch viele vors Arbeitsgericht ziehen werden, falls es nicht zu einer Einigung kommt. Darüber soll in der kommenden Woche entschieden werden. ede