Fehlende Schlüssel

Die Basketballer von Alba Berlin kassieren beim 73:79 gegen Split die zweite Heimniederlage in der Europaliga

BERLIN taz ■ Derrick Phelps hatte ein kleines Problem. In den letzten Wochen vor allem nach Partien in der europäischen Suproleague häufig kritisiert, hatte er am Donnerstag gegen Croatia Split gut gespielt. 26 Punkte bei 50-prozentiger Trefferquote aus dem Feld sowie fünf Rebounds standen am Ende für den 28-jährigen Basketballer zu Buche, dennoch hatte sein Team Alba Berlin das Match mit 73:79 verloren. Die zweite Heimniederlage in Folge, dagegen verblasste die persönliche Leistung des US-Amerikaners. „Zufrieden?“, sagte Phelps zerknirscht, „zufrieden bin ich nur nach einem Sieg.“

Warum dieser gegen die keineswegs übermächtigen Kroaten nicht zustande kam, wusste nach der Partie niemand so genau. Alba-Coach Emir Mutapcic konstatierte eine „große Nervosität“ bei seiner Mannschaft, konnte sich aber nicht erklären, woher diese plötzlich rührte. Möglicherweise ja von der Anwesenheit Svetislav Pesic’ auf der Tribüne. Vielleicht fürchteten die Alba-Akteure, ihr grimmer Ex-Coach würde gleich herabsteigen und sie in alter Manier zusammenstauchen. Pesic, inzwischen zum Trainer der jugoslawischen Nationalmannschaft avanciert, fläzte jedoch völlig entspannt auf seinem Sitz, lächelte freundlich und begnügte sich mit der Feststellung, dass er „kein gutes Spiel“ gesehen habe.

Das war goldrichtig beobachtet. Auf beiden Seiten miserable Trefferquoten, vor allem in der ersten Halbzeit, massenhaft Ballverluste, dazu Fouls über Fouls. Dass am Ende Split triumphierte, lag wohl tatsächlich, wie Mutapcic meinte, „an vielen kleinen Dingen“, zum Beispiel daran, dass die Kroaten genau dann den Korb trafen, als es darauf ankam – in den letzten Minuten. Beide Teams hatten bisher in der Europaligasaison große Mühe gehabt, knappe Spiele zu gewinnen, diesmal gelangen Split, so Phelps, „viele Schlüsselpunkte, die uns weh getan haben“.

Deutlich wurde in dieser Phase, dass der Aufschwung des Derrick Phelps auch Ausdruck der Schwäche des Alba-Spiels war. Weil Wendell Alexis von einer Rückenverletzung gehemmt und Marko Pesic von einer Grippe geschwächt war, gingen den Berlinern die Angriffsoptionen aus und Phelps versuchte immer wieder, auf eigene Faust mit riskanten Würfen die Entscheidung zu erzwingen. Seinem Pendant Terrence Rencher gelangen zwar nur 15 Punkte für Split, dafür dirigierte der umsichtig sein Team, welches das Match mit einem wunderbar herauskombinierten Dreier entschied.

Der vierte Platz in der Zehnergruppe, der Heimrecht im entscheidenden dritten Spiel des Achtelfinales bedeuten würde, dürfte nach der Niederlage endgültig an Split verloren sein, dahinter sind die Teams im Kampf um die für das Achtelfinale qualifizierenden Plätze fünf bis acht dicht zusammengerückt. Alba ist auf Rang sieben abgerutscht, für Emir Mutapcic kein Grund zur Panik. „Es wird bis zum Ende eng bleiben“, ist der Coach sicher. Derrick Phelps verweist darauf, dass noch sechs Spiele ausstehen. „Wir können alle gewinnen“, sagt der Spielmacher, ist jedoch vorsichtig genug hinzuzufügen: „Wir können auch alle verlieren.“

MATTI LIESKE