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: Einst und heute

Burkina Faso

Über Burkina Faso, eines der zehn ärmsten Länder der Welt, schreibt der Afrikaexperte Al Imfeld: „Das Land leidet Not, aber es herrscht nicht das blanke Elend. Das Volk spürt seine Armut, aber es gerät nicht in Verzweiflung. Die Menschen hungern, aber sie verhungern nicht.“ Das Staatsgebiet ist etwa so groß wie das der Bundesrepublik, grenzt im Norden an Mali und Niger und ist im Süden durch Benin, Togo und Ghana vom Meer getrennt. Es hat ein trockenes tropisches Klima, Dürre und die Ausdehnung der Wüste (Desertifikation) werden zunehmend zum Problem für die schnell wachsende Bevölkerung, die zu 90 Prozent von der Landwirtschaft lebt.

Politisch haben sich in der ehemals französischen Kolonie Obervolta bis zum 4. August 1983 Militär- mit Zivilregierungen eifrig abgewechselt, beschleunigt durch immer neue Putsche. An diesem Tag ergriff der gerade 24-jährige Thomas Sankara die Macht. Ziel seiner linkssozialistischen Militärregierung war die radikale Umgestaltung der traditionellen Machtstrukturen. Angestellte und Beamte des öffentlichen Dienstes wurden durch verordneten Sport in Bewegung gebracht, Funktionäre hatten Abwasserkanäle zu reinigen, Frauen erhielten in der Politik Quoten und zu Hause ein „Salaire vitale“ (einen bestimmten Prozentsatz des Einkommens ihrer Männer), Männer mussten einmal im Jahr einkaufen, um zu erfahren, wie viel Haushaltsgeld nötig ist.

Am ersten Jahrestag der „Revolution“ wurde Obervolta in Burkina Faso umbenannt, was so viel wie „Land der Unbestechlichen“ heißt. Am 15. Oktober 1987 wurde der autokratisch regierende Sankara in den Nachmittagsstunden beim Volkssport erschossen und im Sportdress verscharrt. Verantwortlich für das Attentat war Sankaras langjähriger Mitkämpfer Blaise Compaoré, der bei dieser Gelegenheit gleich selbst die Macht ergriff und sie bis heute nicht abgegeben hat. Thomas Sankara ist aber – trotz aller nachträglichen Vorwürfe von Compaoré – in Burkina posthum zu einer Lichtfigur avanciert. Neben seiner Politik trugen seine Jugend und sein gutes Aussehen dazu bei. Mit der Gitarre in der Hand ist er zu einem Idol Jugendlicher geworden.

Immer wieder behaupten Burkiner, es habe zu Sankaras Zeiten in Burkina Faso keine Arbeitslosigkeit gegeben. Und Arbeitslosigkeit ist in Burkina Faso ein riesiges Problem.

Mit relativ zuverlässigen Fluglinien wie Air Afrique kann man für ca. 1.500 Mark oder mit wesentlich preiswerteren wie Aeroflot auf abenteuerlichen Umwegen nach Ouagadougou, der Hauptstadt von Burkina Faso, kommen. Von dort hat man die Wahl, einen Inlandsflug nach Bobo zu nehmen, eine der zahlreichen Busverbindungen zu nutzen oder – was ein unvergessliches Erlebnis zu werden verspricht – mit dem völlig überfüllten und sich in einen fahrenden Markt verwandelnden Zug zu fahren. Wer Burkina Faso mit dem Wagen durch die Sahara erreichen will, muss durch Mauretanien. In Bobo unterzukommen ist dank der vielen „Helfer“, die mit ihren Tipps Geld verdienen, kein Problem. Das Angebot reicht von der relativ touristischen bis zur Unterkunft in Familien. aki