Neuer Strompakt

Zweites großes Energiegeschäft zwischen Deutschen und Schweden: Eon will Sydkraft übernehmen

STOCKHOLM taz ■ Zwischen deutschen und schwedischen Stromunternehmen bahnt sich eine enge gegenseitige Verflechtung an. Nachdem die staatliche schwedische Vattenfall sich schon vor einiger Zeit in die hamburger HEW eingekauft hat, will der Eon-Konzern die schwedische Sydkraft entweder mehrheitlich oder ganz übernehmen.

Die Beteiligung deutscher Stromunternehmen an Sydkraft, dem zweitgrößten schwedischen Stromunternehmen nach Vattenfall, geht auf ein kleines Aktienpaket zurück, mit der sich die damalige Preussen-Elektra schon vor Jahren dort eingekauft hat. Nach deren Aufgehen in Eon steigerte sich das deutsche Interesse an dem schwedischen Stromproduzenten. Nach diversen Aktienkäufen liegt Eons Aktienanteil an Sydkraft seit dieser Woche bei 29,4 Prozent des Kapitals und 42,8 Prozent der Stimmrechte. Nach schwedischem Aktienrecht ist Eon mit mehr als 40 Prozent der Stimmrechte nun verpflichtet, den restlichen Aktienbesitzern ein Übernahmeangebot zu unterbreiten.

Sydkraft beliefert vor allem im südlichen Teil Schwedens rund eine Million KundInnen mit Strom und produziert vorwiegend Atomstrom. Schweden hat seinen Strommarkt 1996 liberalisiert, was dazu führte, dass Sydkraf – neben Vattenfall und Birka – einer von drei Stromgiganten wurde. Aufgrund des niedrigen Strompreisniveaus in Skandinavien kann Eon weder auf kurzfristigen Gewinn in Schweden selbst rechnen noch damit, deutschen Überschussstrom in Skandinavien Gewinn bringend zu verkaufen. Umgekehrt dürfte sich der Handel allerdings lohnen. Sydkraft ist zusammen mit Vattenfall Eigentümer eines deutsch-schwedischen Unterwasserkabels, über das vor allem billiger schwedischer Überschussstrom Richtung Deutschland geflossen ist.

Eons Interesse an Sydkraft zielt auch gegen den Konkurrenten Vattenfall. Dieser will über seine deutsche Tochter HEW nach dem Kauf der ostdeutschen Veag und Laubag gerne auch die Berliner Bewag schlucken und zu einem der vier großen deutschen Stromhändler aufrücken.

REINHARD WOLFF