„WEL“- statt Religionsunterricht

betr.: „Streit von CDU und SPD“ (Religionsunterricht), taz vom 11. 4. 01

Ich bin grundsätzlich gegen jegliche Art von Religionsunterricht an staatlichen Schulen. Entgegen unserer Verfassung und den Menschenrechten bevorzugt der Religionsunterricht nämlich massiv die christlichen Kirchen.

Diese Ungerechtigkeit kann aber nicht damit beseitigt werden, indem auch Muslime, Juden, Buddhisten usw. ihren eigenen Unterricht bekämen. 1. wären dann weiterhin die Mitglieder der vielen nichtreligiösen Weltanschauungen benachteiligt. 2. würde dies den Klassenverband noch viel mehr als jezt aufspalten. 3. kann und darf es nicht Aufgabe unseres laut Bundesverfassungsgericht „weltanschauungsneutralen“ Staates sein, Plattform zu bieten für den Bekenntnisunterricht irgendeiner Weltanschauung.

Staatliche Schulen sind nur dann pflichtgemäß weltanschauungsneutral und sozial integrierend, wenn sie einen alle Weltanschauungen verbindenden Unterricht anbieten. Daher schlage ich einen für alle Schüler verbindlichen „WEL“-Unterricht vor (W = Weltanschauung, E = Ethik, L = Lebensgestaltung). In diesem Unterricht sollten die Schüler auch objektive Informatioonen über die verschiedenen religiösen wie nichtreligiösen Weltanschauungen erhalten, über deren Gemeinsamkeiten und Unterschiede.

REINER MOYSICH, Karlsruhe