„Ich steh vor einem Problem“

Eine Milliarde Inder können durchaus irren oder Das Hörgerät ist kaputt. Ein etwas kompliziertes Gespräch mit dem Reisereporter Helge Timmerberg zu seinem Buch „Tiger fressen keine Yogis“

Interview MATTHIEU CARRIÈRE

Helge Timmerberg, geboren 1952, ist ein Abenteurer und Reisereporter. Bekannt wurde er durch seine Reportagen für das inzwischen legendäre Lifestylemagazin „Tempo“. Vor kurzem erschien eine Art Best-of-Sammlung seiner Storys, die er für die „Süddeutsche“, die „Zeit“, den „Stern“, die „Woche“, „Allegra“, „Penthouse“und andere Magazine verfasst hat: das Buch „Tiger fressen keine Yogis. Stories von unterwegs“ (erschienen im Solibro Verlag, 256 Seiten, 19,90 €). Das Vorwort schrieb Sibylle Berg. – Wir trafen den Autor im Hamburger Lokal „Betty Ford“ im Schanzenviertel. Sein Hörgerät war kaputt.

taz: Wie viel Kilo Heroin haben Sie im Jahre 1995 im Bekaa-Tal bei Khalil el Maula (Seite 177) bestellt, wie viel ist geliefert worden, wer hat den Deal finanziert, und wer war Ihr europäischer Abnehmer?

Helge Timmerberg: Können Sie drehen? Ich bin zu gierig.

Gibt es irgendeinen Zeugen, irgendeinen Beweis für Ihre Behauptung, ein bengalischer Tiger (Seite 129) habe im Jahre 1998 bei Maysore im südindischen Dschungel „bewundernd zugesehen, wie ich zu levitieren begann“?

Ich rauche seit 25 Jahren und kann immer noch nicht drehen.

Wie viel Geld ist geflossen (Seite 233), als Sie im Jahre 1989 in Wien im Auftrag einer österreichischen Illustrierten das Präparat Viagra an zwei polnischen Stewardessen getestet haben?

Kiffen ist besser als Sex? Das würde ich nie sagen!

Ist es richtig, dass Sie während des Tests (Seite 238) den Spruch „das Zeug macht zwar hart, aber nicht blind“ gestöhnt haben?

Halten Sie diesen Satz nicht für frauenfeindlich?

Aber Kiffen kann eine Beziehung ersetzen.

Sie haben im Jahre 1992 in Teheran behauptet, ein „irakischer Marschflugkörper“ sei neben Ihrem Hotel eingeschlagen (Seite 149) und habe ein Krankenhaus zerfetzt. Woher haben Sie das Wissen, das es Ihnen erlaubt, einen Marschflugkörper von einer gewöhnlichen Clusterbombe zu unterscheiden?

Wissen Sie, was die Engländer sagen? „If you smoke pot and drink, you’re pissed.“

Sie behaupten, eine „marokkanische Freundin“ habe Ihnen im Jahre 1987 in Casablanca ihr Sperma gestohlen, um Plätzchen daraus zu backen (Seite 109), und Ihnen die Vorhaut abgeschnitten. Wo ist die Vorhaut?

Der Inder aber sagt: „Entweder Ganja oder Old Monk“ [indischer Rum – Anm. d. Red.]

Wie meinen Sie das?

Was haben Sie gesagt?

Ist es zutreffend, dass Sie im Jahre 1999 in Hamburg einem bekannten deutschen Dichter [Wolf Wondratschek, Anm. d. Red.] die Frau ausgespannt haben, obwohl Sie schwerhörig sind?

Aber eine Milliarde Inder können durchaus irren.

Was haben Sie gegen Alfred Biolek (Seite 243)?

Wir sollten jetzt das Thema wechseln.

Ist es zutreffend, dass Sie Courtney Love’s Angebot zu analem Sex (Seite 45) ausgeschlagen haben? Bitte begründen Sie das.

Die neue Freundin von Ammer gefällt mir sehr!

Was hätte Ihr Freund, der Yakuza Hiroshi Kawanishi, Ihrer Meinung nach getan, wenn Sie die Brüste (Seite 37) der Philippinin im berüchtigten Shinjuku-Viertel von Tokio nicht betastet hätten?

Die Neue von Ammer ist rattenscharf, Oxford-Professorin und Nichte der englischen Königin.

Wie ist das mit dem Entlieben? Soll man wirklich immer wieder in die Kränkung, die Demütigung, den Liebesgau eintauchen (Seite 201), auch wenn es einen zerreißt? Sollte man nicht doch lieber koksen (Seite 219)?

Ich hoffe, sie kommt zu meiner Lesung in Bielefeld. Ich bin ganz verwundert, dass man Geld damit verdienen kann, dass Reisekosten erstattet werden … und das Hotel. Hoffentlich ein Doppelbett … sie ist nicht dünn, die Ammerfrau.

Warum hassen Sie Koks? Es ist doch erwiesen, dass es nicht süchtig macht. Jedenfalls gibt es keinen physiologischen Nachweis.

Aber bei ihr stört mich das nicht.

Aber noch mal, bitte: Koks, da gehen Sie wirklich zu weit (Seite 211): „Mode wird auf Koks gemacht, Filme werden auf Koks gemacht, Musik wird auf Koks gemacht, Fernsehen wird auf Koks gemacht, Zeitungen, Magazine, Bücher, Speisekarten werden auf Koks gemacht und auf Koks gereicht, natürlich wird auch Werbung auf Koks gemacht und Verbrechensbekämpfung.“

Das Problem ist jetzt, wie krieg ich das mit Ammer hin.

War die Erfahrung, in Kalkutta eine Sterbende zu massieren (Seite 55), wirklich wichtig für Sie? Und haben Sie Mutter Teresa noch persönlich kennen gelernt?

Ich steh da vor dem Problem „Frauen oder Freunde“. Und wenn dann die Freunde zwanzig bewaffnete Türsteher unter ihrer Knute haben. Aber Ammer ist im Grunde voll okay.

Wir haben erfahren, dass Sie Verträge mit mehreren internationalen Verlagen abgeschlossen haben, in denen Sie sich verpflichten, Ihre fatale Form der Anarchoanthropologie global und unter Aufgabe aller Urheberrechte verwerten zu lassen.

Nur sein Musikgeschmack ist Scheiße.

Herr Timmerberg, wir danken Ihnen für dieses Gespräch.

Diese Frage habe ich nicht verstanden!