Anschlag in Israel

Ein Toter und hundert Verletzte bei Selbstmordattentat in Jerusalem. Israels Regierung droht mit Vergeltung. Weiter Reiseverbot für Arafat

JERUSALEM taz ■ Einen Toten und 100 Verletzte forderte ein Selbstmordattentat im Zentrum Jerusalems. Erst vor einer Woche starben in unmittelbarer Nähe zum Tatort zwei Menschen bei dem Überfall eines mit einem Maschinengewehr bewaffneten Palästinensers. Bei dem gestrigen Anschlag zündete der Attentäter einen an seinem Körper befestigten Sprengsatz. Innerhalb von Minuten sperrten Sicherheitskräfte, die noch vor den Ambulanzen am Unglücksort eintrafen, die Region ab. Ersten polizeilichen Untersuchungen zufolge, könnte es sich bei dem Täter diesmal um eine Frau handeln.

Der Ort des Anschlages liegt in unmittelbarer Nähe zu der Pizzeria, in der im vergangenen August 15 Menschen bei einem Anschlag getötet wurden. Die Ecke Jaffa-/King-George-Straße gehört zu den belebtesten Einkaufszonen in der Stadt. Zahlreiche Schaufenster von anliegenden Boutiquen und Schuhläden gingen bei der Explosion zu Bruch. Ein Polizeisprecher berichtete über einen „sehr großen Sprengsatz“. Ehud Olmert, Bürgermeister von Jerusalem, erklärte gegenüber der Radiostation „Stimme Israels“, dass weitere Attentate nicht auszuschließen seien. „Es geht nicht an, dass etwas unversucht bleibt“, meinte er, doch es gebe kein 100-prozentiges Mittel gegen den Terror.

Die palästinensische Führung beeilte sich mit einer Verurteilung des Anschlags und appellierte an die USA, die Mission von US-Vermittler Anthony Zinni fortzusetzen. Erst am Wochenende hatte US-Präsident George Bush weitere Reisen des amerikanischen Nahost-Abgesandten bis auf weiteres eingefroren.

Ungeachtet der raschen palästinensischen Reaktion auf den Anschlag machte das Büro des Premierministers Palästinenserführer Jassir Arafat direkt für die neue Gewalt verantwortlich. Arafat „verherrliche den Märtyrertod“. Israel werde, wie in der Vergangenheit, den Anschlag nicht unbeantwortet lassen, sondern die „Zerstörung der terroristischen Infrastruktur fortsetzen“. Die Regierung in Jerusalem hält unterdessen an dem Reiseverbot für Arafat, der an dem Treffen der europäischen Außenminister in Brüssel teilnehmen wollte, fest. Der Palästinenserchef darf die Stadt Ramallah nicht eher verlassen, als bis die Mörder von Tourismusminister Rechaweem Seewi gefasst sind, hieß es. SUSANNE KNAUL

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