Neues Filmfestprofil ohne Zeise-Kinos

Endgültig: Zum ersten Mal in der Geschichte des Hamburger Filmfests sollen die Zeise-Kinos nicht bespielt werden. Verhandlungen über die Ausrichtung wenigstens einer Sonderfilmreihe geplatzt. Die neue Festivalleitung setzt auf Zentralisierung der Abspielorte in der Innenstadt

Nun steht es endgültig fest: Besucher des Hamburger Filmfests werden in Zukunft im Programm die Zeise-Kinos als prominenten Spielort missen müssen. Der neue Leiter des Filmfests, Alfred Widerspiel, hatte bereits im Januar verkündet, die Zeise-Kinos sollten kein zentraler Abspielort des Festivals mehr sein. Doch Zeise-Geschäftsführerin Sabine Matthiesen stand anschließend noch in Gesprächen mit dem Filmfest über eine Sonderfilmreihe oder eine mögliche Ausrichtung des Kinderfilmprogramms. Wie das Zeise gestern vermeldete, sei der Kinoleitung die endgültige Entscheidung in der vergangenen Woche „eher zufällig am Rande einer Sitzung“ bekannt gemacht worden. Christiane Hölzer, Pressesprecherin des Hamburger Filmfest, bestätigte gestern, dass auch finanzielle Überlegungen eine Rolle gespielt haben. Matthiesen will dagegen ausdrückliche Gesprächsbereitschaft über die Saalmiete signalisiert haben.

Im Januar noch sollten die Zeise-Kinos lediglich einer Ausrichtung des Filmfests an der „zentralen Meile Grindelallee“ zum Opfer fallen. Mit den Kinos Holi, Grindel, Abaton, Cinemaxx und Metropolis, allesamt an einer Buslinie gelegen, möchte sich das Hamburger Filmfest ein neues Profil geben. Neben einer besseren Erreichbarkeit der beteiligten Kinos für seine Gäste soll auf diese Weise, so Hölzer, auch eine optische Kennzeichnung der „Meile“, etwa durch Plakatierungen, möglich sein.

Einziger „Ausreißer“ unter den Kinos: das 3001-Kino im Schanzenviertel. „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass bestimmte Filme dort immer sehr gut gelaufen sind“, verteidigte Hölzer die Entscheidung für das eine und gegen das andere ab von der Route gelegene Kino: „Das 3001 kann man auch noch zu Fuß erreichen, das Zeise nicht.“

Das Zeise-Kino ist damit erstmalig in der Geschichte des Hamburger Filmfests nicht mehr an seiner Ausrichtung beteiligt. In den Jahren 1994 und 1995 war das Ottenser Kino mit seinen drei Sälen sogar Filmfest-Zentrum gewesen: mit Akkreditiertenvorstellungen und zahlreichen Sonderveranstaltungen. Hölzer findet aber nicht, dass mit der Zentralisierung des Filmfests seine Ausrichtung als Publikumsfestival aufs Spiel gesetzt werde: „Es sollen alle kommen, angereiste Gäste ebenso wie das Hamburger Publikum.“ Die zahlreichen Besucher vor Ort, die nur eine Vorstellung am Tag wahrnehmen, dürften solche Argumente kaum überzeugen.

Christiane Müller-Lobeck