Millionenschulden waren das Motiv

Kindesentführung in Lindern: Täter war laut Polizei „professionell vorbereitet“. Kind geht schon wieder zur Schule

taz ■ Nach dem glücklichen Ende der Kindesentführung in Lindern (Kreis Cloppenburg) sind für die Ermittler noch viele Fragen offen. „Die Tat war professionell vorbereitet, der Entführer hat aber auch handwerkliche Fehler gemacht“, sagte am Montag ein Sprecher der Polizei. Das am Freitagmorgen entführte Kind war am Abend unversehrt von den Spezialkräften der Polizei befreit worden. Dem acht Jahre alten Mädchen gehe es den Umständen entsprechend gut. Es habe am Montag wieder die Schule besucht.

Das Motiv des weitgehend geständigen Kidnappers liegt für die Polizei auf der Hand: Der 52 Jahre alte Geschäftsmann Hans-Udo Graf zu T.* aus Wardenburg (Kreis Oldenburg) hatte Schulden in Höhe von einer Million Euro und stand kurz vor dem Konkurs. Um sich zu sanieren, hatte der verheiratete Vater von zwei erwachsenen Kindern als Opfer die achtjährige Tochter vermögender Eltern ausgesucht.

Nach Medienberichten stammt der Entführer aus einem der ältesten deutschen Adelsgeschlechter. Die Familie T. rund um die Städte Stolberg und Wernigerode in der Harz-Region wird erstmals um 1200 erwähnt.

Der Kidnapper hatte das Mädchen in einem zuvor angemieteten Ferienhaus in der Nähe von Cloppenburg eingesperrt. Dort wurde es von Polizisten befreit. Nachbarn schilderten den Täter später als unauffällig.

*Name wurde geändert