The Make Up II

Die einzige gute deutsche The-Band kommt aus Nürnberg: The Robocop Kraus spielen im Lovelite

Nach der Rock’n’Roll-Blüte in New York und Detroit steht nun fest: Die weitere Zukunft des Rock’n’Roll liegt in Nürnberg. Nach den Hidalgos sind es nun The Robocop Kraus, die aus der Stadt kommen, die ansonsten nicht viel mehr zu bieten hat als Klaus Augenthaler als Trainer des 1. FC Nürnberg. Auch wenn man in Deutschland mal wieder spät dran ist, sind The Robocop Kraus die erste ernst zu nehmende The-Band seit dem Hype um The-Bands. Ihr Album „Living With Other People“ muss sich nicht hinter The Hives, The Libertines und der ganzen The-Bagage verstecken, ganz im Gegenteil: So stilvoller Schweinerock samt Pornoorgel und Schepper-Sax wurde einem schon lange nicht mehr um die Ohren geblasen.

Natürlich geht es auch bei The Robocop Kraus wie bei derzeit allen guten The-Bands um das Heraufbeschwören der guten alten Zeiten. Man trägt Anzug und erinnert so an The Who und The Jam. Man schwitzt und lässt auf Konzerten die Sau raus – soll früher ja auch öfter vorgekommen sein als heute. Außerdem gibt man sich noch ganz arg politisch, selbstbestimmt, so wie es heute kaum noch en vogue ist, und trauert wahrscheinlich den Zeiten hinterher, in denen es nach den Auftritten im autonomen Jugendhaus noch vegetarisches Kartoffelgulasch für alle gab. Jedenfalls hat man sich auch strikt geweigert, beim Deal mit dem Hamburger Riesen-Indie-Label L’Age D’Or seine komplette Seele dem Teufel zu verkaufen. Nein, Vinyl gibt’s auch weiterhin beim tschechischen Punkrocklabel Day After Records. Indiestrukturen sichern, keine Angst davor haben, auch textlich mal Parolen rauszuhauen, das erinnert an selige Dischord- und Washington-DC-Tage – und The Robocop Kraus klingen mit ihrem souligen Punkrock ja auch am ehesten wie die stets politisch bewusste, legendäre Dischord-Hausband The Make Up.

Nachdem The Robocop Kraus nun bereits seit fünf Jahren in der Emo-Szene herumgetingelt sind, kommt es vielleicht doch noch dazu, dass diese Band endlich über den Die-hard-Fankreis hinaus bekannt wird, der ihr bislang die Singles und Longplayer abgenommen hat. Wenn alles mit rechten Dingen zugeht, werden diese Nürneberger Stooges demnächst als die Band gefeiert werden, die größer als Gott ist.

ANDREAS HARTMANN

Heute, 21 Uhr, Lovelite, Simplonstraße 38–40, Friedrichshain