Hilfe oder nur Begleitung

Ärztin weist Vorwürfe zurück, sie habe in zahlreichen Fällen Sterbehilfe geleistet

Hannover lni ■ Eine Ärztin aus Langenhagen bei Hannover hat den Vorwurf der 76fachen Sterbehilfe zurückgewiesen. Sie habe niemanden, der noch leben könnte, getötet, sagte die Internistin gestern gegenüber der Neuen Presse in Hannover. „Ich habe Sterbebegleitung praktiziert“, betonte sie stattdessen. Dazu hätten Gespräche mit Patienten und Angehörigen gehört. Todkranke Patienten hätten höhere Dosen Morphium erhalten – dies sei aber nichts Ungewöhnliches. Die Staatsanwaltschaft ermittelt jetzt gegen die 53-Jährige wegen Sterbehilfe-Verdachts in 76 Fällen.

Die Medizinerin sagte, ihr Ziel sei es immer gewesen, Patienten in Würde sterben zu lassen – „ohne Schmerzen, ohne Angst und Qual“. Die Ärztin soll Krebspatienten die lebensverkürzenden Nebenwirkungen von Schmerzmitteln, unter anderem Morphium, verschwiegen haben. Nun wird geprüft, ob die Internistin an der Paracelsus-Klinik in Langenhagen im Ermessensrahmen gehandelt oder die Grenze zur verbotenen Sterbehilfe überschritten hat.

Dazu hat die Staatsanwaltschaft Hannover nun ein eigenes medizinisches Gutachten in Auftrag gegeben. Der Bochumer Palliativmediziner Michael Zens soll demnach anhand von 15 Patientenakten darlegen, ob die Ärztin richtig gehandelt hat.

Das Verwaltungsgericht Hannover erteilte der Medizinerin aufgrund der gegen sie erhobenen Vorwürfen ein vorläufiges Berufsverbot. Dagegen hat der Rechtsanwalt der Ärztin beim Oberverwaltungsgericht Lüneburg allerdings Beschwerde eingelegt.