Angst vor radioaktivem Wasser in der Mosel

Betreiber des französischen AKW Cattenom wollen Grenzwerte senken. SPD, Grüne und Umweltschützer protestieren

FRANKFURT taz ■ Die Betreibergesellschaft des französischen AKW Cattenom konnte noch so viel erläutern, wie und warum sie die Grenzwerte für die Einleitung radioaktiver Stoffe in die Mosel erhöht haben möchte. Die Sozialdemokarten im Saarland und die Grünen in Rheinland-Pfalz und im Europaparlament konnte das nicht beruhigen. Im Gegenteil. Sobald das Informationstreffen am vergangenen Wochenende in Trier zu Ende war, kündigte die Landtagsfraktion der Saar-SPD an, sie werde eine Anhörung im Umweltausschuss beantragen.

Gegenstand der Erörterung soll dabei nicht nur der umstrittene Plan der Betreibergesellschaft Electricité de France, kurz EdF, sein: Die EdF will 25 Prozent mehr radioaktives Tritium als bisher in die Mosel einleiten. Vielmehr müssten „alle Sicherheitsaspekte“ während der Anhörung zur Sprache kommen, so der Landtagsabgeordnete Hans Georg Stritter, insbesondere auch der angeblich mangelhafte Schutz der Reaktorblöcke gegen Flugzeugabstürze und Terrorangriffe. Der saarländischen Landesregierung warf der Sozialdemokrat vor, nicht energisch genug gegen die von Cattenom ausgehenden Gefahren für die Umwelt und die Menschen in der Grenzregion Deutschlands und Frankreichs vorzugehen.

Hiltrud Breyer von den Grünen im Europaparlament und die grüne Bundestagsabgeordnete Ulrike Höfken aus Rheinland-Pfalz kritisierten, die EdF gebe ein „Musterbeispiel an Schönfärberei“ ab. Zwar behaupte der Konzern, dass die Einleitungsgrenzwerte für besonders gefährliche radioaktive Stoffe wie etwa Jod sogar abgesenkt würden. Doch legten die Pläne des französischen Stromriesen insgesamt den Schluss nahe, dass die Moselanrainer als „Versuchskaninchen“ für den Umgang mit einer umstrittenen Reaktortechnik missbraucht werden sollen, so die Europaabgeordnete Breyer.

Auch Greenpeace und der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) protestierten bereits gegen die beantragte Erhöhung der Einleitungsgrenzwerte für Tritium. BBU-Vorstandsmitglied Eduard Bernhard befürchtet, dass der Strahlenschutz „generell und europaweit“ aufgeweicht wird, sollten die Grenzwerte tatsächlich erhöht werden.

KLAUS-PETER KLINGELSCHMITT